Nachruf auf einen Schlagobersschläger
Warum die Sehnsucht nach Erleichterung jede noch so langlebige Plastikschüssel überdauern wird
Neulich rief die Oma an: „Das gibt’s doch nicht, dass es bald keine Tupperware mehr gibt!“ Ich musste googlen, was sie meinte. Zwischen meinem eineinhalbjährigen Bambino und der mit Sieben-Meilen-Stiefeln heranrasenden Doppelung von Romanabgabe und Bambino-2-Ankunft schaffe ich leider nicht alles, was mir einst wichtig war. Nachrichten lesen, Nägel lackieren – selbstverständliches wurde zum Luxus. Doch ich nahm mir die Zeit nachzulesen, dass Tupperware vor dem Aus steht.
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Da, wo ich herkomme, ist das eigentlich undenkbar. Meinen coolen urbanen Freunden ist diese News nicht mal ein müdes Schulterzucken wert: Entweder, sie wissen gar nicht so genau, was das eigentlich ist, oder sie finden es folgerichtig. Plastik und Multi-Level-Marketing gelten 2023 als Erzeugnisse aus der Hölle. In meiner Jugend war das anders, da wohnte Tupperware ein Zauber inne und zwar das Versprechen, den Alltag zu erleichtern. Ich kann mich noch an jene Tupperparty erinnern, auf der alle Anwesenden begeistert staunten, wie schnell man mit einem Plastikbecher flüssiges Obers in steifen Schlag wandeln kann – kraft weniger kurzer Schüttler. Das muss 25 Jahre her gewesen sein, aber dieses Teil ist noch immer im Hause meiner Eltern im Einsatz.
Wenn ich Kuchen transportiere, dann mit jener Tortenbox meiner Oma, die älter ist als ich und noch immer volle Leistung bringt. Natürlich, ich erinnere mich auch an die Versuche, auf den häufig höchst peinlichen Partys Verkaufsabsatz mit Sekt anzukurbeln. Den Gruppendruck: „Kommst eh?“ und „Wenn ihr noch was kauft, bekommt die Gastgeberin ein Geschenk“. Aber: Ich hab die Theorie, dass, wer früher auf Tupperpartys gegangen wäre, heute einen Thermomix besitzt und süchtig ist nach Videos mit dem Hashtag #lifehack. Tupperware mag vergehen, das Bedürfnis nach alltäglicher Erleichterung bleibt bestehen.
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