Vea Kaisers Kolumne: Versöhnung mit dem Kinderfernsehen

Worauf Eltern in der Kindererziehung besonders Wert legen, entspricht oft dem, was ihnen im Leben wichtig ist. 

Wenig Buben werden so oft auf Hodenstand und Vorhautentzündungen untersucht wie meine Söhne, deren Urologen-Papi ein Adlerauge für untenrum hat. 

Mir als Schriftstellerin liegt ihr Medienkonsum am Herzen. Sie besitzen wenig Spielzeug, massenhaft Kinderbücher und sehen kaum fern. 

Doch nun wechselte Bambino von der Kleinkindgruppe zu den größeren Kindergartenkindern und begeistert sich für die Serien "Feuerwehrmann Sam" und "Paw Patrol", wo ein Feuerwehrmann bzw. ein Rudel Hundewelpen Folge für Folge irgendwen oder irgendwas retten müssen.

Meine pädagogisch wertvollen Bilderbücher lässt er sich eher aus Mitleid mit mir vorlesen und ich raufte mir die Haare, weil mir die von ihm geschätzten Geschichten über permanenten Ausnahmezustand zuwider waren. 

Und dann wurde meine Herkunftsregion vom Hochwasser überflutet. Freunde und Bekannte verloren so viel, Leid und Verzweiflung erreichten ein Ausmaß, das ich nicht in Worte fassen kann. 

Doch auf Verwüstung folgte Zusammenhalt. Gemeinsam wurden Keller trockengewischt, Schlamm weggeschippt, Nachbarn standen einander bei und die Freiwilligen Helfer ruhten nicht, solange sie gebraucht wurden. Ausgenommen die vier Fieslinge, die beim Greißler alles stille Wasser hamsterten, leuchtete die Hilfsbereitschaft.

Das versöhnte mich mit den neuen Lieblingsgeschichten meines Sohnes. Naturkatastrophen und Schicksalsschläge kann man nicht verhindern. Aber wenn am Tag danach Menschen einander unterstützen, ist das Schlimmste abgewendet: die Machtlosigkeit. Und jede Geschichte, die das Miteinander feiert, ist es wert, erzählt zu werden. Weil es wichtig ist zu wissen: Sollte etwas passieren, kommt Hilfe. 

Auch wenn dabei nervige Hundewelpen in quietschbunten Feuerwehrautos rumdüsen.

Weitere Infos: www.veakaiser.de