Fabelhafte Welt: Ultra sportliche Papis
Warum sich Spezialshops für Sportgeräte freuen, wenn der Mann von heute Baum gepflanzt, Kind gezeugt und Haus gebaut hat
Neulich staunte ich über den Auftritt eines befreundeten Papas. Zu einem 120km entfernten Kindergeburtstag schickte er die Familie im Van, er selbst kam mit dem Rennrad. "Man muss das Iron-Man-Training in den Familienalltag integrieren!", sagte er, wusch sich den Schweiß im Plantschbecken ab und verschlang die erste Ladung der für die Kiddies gedachten Würstel.
Im Bekanntenkreis gibt es einige Herren, die Haus gebaut, Kind gezeugt, Baum gepflanzt haben und nun neue Herausforderungen suchen. Beim Kampf gegen Opis vererblichen Bierbauch verfallen sie zuweilen dem Sport. Sie pflegen nie das Hobby Laufen, sondern trainieren für den Ultramarathon.
Wahrscheinlich ist das eleganter, als beim Erwerb der teuren High-Tech-Ausrüstung zuzugeben: Ich will zur Teamstizung in den 8. Stock gehen, ohne danach duschen zu müssen. "Besser als saufen", sagte eine Freundin, deren Mann täglich die Kinder hinlegt und dann ins Fitnessstudio saust. Ein anderer Familienvater geht vor den Kindern schlafen, um gegen 4.00 mit dem Trainingshöschen auszurücken.
Zumindest bringt er am Rückweg frische Weckerl mit. Seit kurzem trainiert auch mein Dottore Amore. Meine anfänglichen Sorgen, dass ich durch eine Hantelbank ersetzt werde und er am Familien-Pizza-Tag Proteinshakes schlürft, erwiesen sich als unbegründet. Er hasst sein, auf das Minimum der Gesundheitserhaltung beschränktes Training.
"Ich hoff, Du liebst mich auch, wenn ich nie so ausschaue", flüsterte er, als wir mit einer Familie beim Heurigen saßen, die gerade aus dem Mallorca-Urlaub zurückgekehrt war. Der gestählte, dem Triathlon verfallene Papi zeigte Fotos von seinen Radtouren über die Insel. Ich berechnete, dass seine Frau den Urlaub zu zwei Dritteln als Alleinerzieherin verbrachte. Da flüsterte ich zurück: "Ich liebe dich, weil du keine Ambition hast so auszuschauen."
Weitere Infos: www.veakaiser.de
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