Fabelhafte Welt: Eine Definition von Glück
Warum die Frage des Schmierölverleihens von Bedeutung ist für die Wahl der ewig dauernden Gesellschaft
Es gibt Freundschaften, die sind eine Zeit lang wichtig und trotzdem nicht davor gefeit, wie Helium-Ballons zu entschwinden. Und dann gibt es solche, die den Eichen gleich im Boden ankern, ohne sich von vorbeiziehenden Wildschweinderln stören zu lassen. Man wächst miteinander, auch wenn man sich phasenweise kaum sieht. Ein paar wenige solcher Freunde habe ich.
Einst tauschten wir Süßigkeiten, Diddl-Zettel und CDs. Später teilten wir Infos, wo gute WG-Partys stattfinden und welches Event man keinesfalls verpassen darf. Es folgten Urlaubstips, Restaurantempfehlungen, wir klagten einander, wie teuer Hochzeiten sind, berieten uns in beruflichen Fragen, freuten uns über Nachwuchs und stellten fest, dass die eigenen Eltern altern, während die Kinder gedeihen, unermesslich viel Liebe geben, aber alles an Energie fordern, das man in sich hat. Und dann noch mehr. Was es widerrum äußerst schwer macht, diese Freundschaften zu pflegen. Frühzeitig muss man Treffen vereinbaren, mehrmals wegen Kinderverseuchung verschieben.
Ist es endlich soweit, packt man übermüdet die Jungfamilie samt Klumpert zusammen, streitet am Hinweg aus Überreizung, kommt an, atmet aus und blickt in die Gesichter dieser Menschen, mit denen man einst bis Sonnenaufgang feierte und die nun ausschauen, als hätten sie soeben einen Tropensturm überstanden. Wie man selbst. Neue Menschen kennenzulernen, ist wichtig, um den Horizont zu erweitern. Aber man braucht auch die, mit denen man am Horizont entspannen kann, weil man weiß: Die sind genau so fertig wie wir. In ihrer Gesellschaft muss man einander nichts bieten oder darauf achten, nicht von den Bauxis angepatzt zu werden. Diese Eichen-Freunde kannten einen schon, als man mit chronisch dreckigen Zehen herumlief und werden einem noch das Schmieröl für den Rollator borgen. Das ist eine Definition von Glück.
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