Fabelhafte Welt: Privatpoolverbotsdiskussion

Warum es zielführender ist, den Zeigefinger auf etwas Schönes zu lenken, als ihn über Verbotenem zu schwenken.

Sommerlochthema des letzten Jahres war die „Flugscham“. Heuer scheint es die „Poolscham“ zu sein: Warum man aufgrund der vom Klimawandel verursachten Wasserknappheit keinen Privatpool befüllen soll. Wie ich in meiner Nachbarschaft beobachten durfte, führt die Privatpoolverbotsdiskussion zu ähnlichen Reaktionen wie ein Nein bei meinem Zweijährigen: 1. Tränen (Aber ich will meinen eigenen Pool!) 2. Trotz (Dann lass ich ihn halt ein, wenn niemand schaut!) 3. Tiefe Kränkung (Wer gegen meinen Pool ist, den lad ich nie wieder zu einer Plantsch-party ein!) 

Will ich meinen Zweijährigen von etwas abhalten, hat es sich als am effektivsten herausgestellt, ihm eine Alternative schmackhaft zu machen. „Komm, gehen wir eine Zauber-Banane essen“ hilft immer besser als „Bitte steck dir das nicht in den Mund“. Mir persönlich ist ja wurscht, wer wie wo badet, plantschen und plantschen lassen, aber statt den Zeigefinger mahnend zu schwenken, könnte man ihn gegebenenfalls auf die schönere Alternative lenken: Freibäder. Denn Freibäder sind großartig! Nirgendwo schmecken die Pommes besser. Sie sind die letzten Orte, an denen nicht alle Welt permanent am Smartphone hängt, wo Männlein und Weiblein noch ins Flirten kommen, ohne sich zuvor via App verabredet zu haben. Wo Kinder herumflitzen und nicht hinter Tablets verschwinden. Wo Jung und Alt friedlich koexistieren. Wo man auch mit denen eine gute Zeit haben kann, mit denen man sonst nicht ins Gespräch käme – eingecremt, halbnackert und waschelnass werden wir alle wieder zu Menschen. 

Menschen müssen unter Menschen. Und sei es darum, einander das Leid zu klagen, keinen eigenen Pool zu haben. Denn auch das lernte ich von meinem Zweijährigen: Tränen, Trotz und tiefe Kränkung bringen nur etwas, wenn man Adressaten hat, denen man damit das Leben schwer machen kann.

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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