Mit dreiundreißig Jahren, da fängt das Leben an

Eine kleine geburtstägliche Betrachtung der magischen Schwelle vom ersten zum zweiten Lebensdrittel

Nicht nur unsere allerliebste ist stolze 33 Jahre alt, ich bin es auch. Geht man davon aus, dass unsere Generation eine Lebenserwartung von fast 100 hat, ist 33 die magische Schwelle vom ersten zum zweiten Lebensdrittel. Während ich mit 20 unter einer fulminanten Quarter-Life-Crisis litt, blieb die Third-Life-Crisis bisher aus. Was wahrscheinlich daran liegt, dass man mit 33 erstmals beweisen will, noch jung zu sein.

Dass man jung ist, steht nicht zur Debatte. Wenn man mit Anfang/Mitte dreißig eine „Kur“ macht, dann schmiert man sich nämlich eine Paste in die Haare oder isst nur Suppe. Beim Aufstehen geigt kein Kammerorchester aus knackenden Gelenken auf. Man ist noch nicht älter als die durchschnittliche FM4-Moderatorin und wird noch nicht als „peinlich“ oder – wie auch wir Dreiunddreißigjährigen sagen – „cringe“ wahrgenommen, wenn man sich in Diskotheken oder auf Festivals herumtreibt. Gleichzeitig wird man von beachtlich vielen Jüngeren gesiezt und bekommt Einladungen zu den Hochzeiten derjenigen Bettnässer, deren Babysitter man einst war – einst, als man übrigens dachte, mit dreißig sei das Leben vorbei.

Über all dies philosophierte ich neulich mit einer gleichalten Freundin. Abschließend fragten wir uns, ob wir gerne nochmals jünger wären. Wir starrten in unsere Weingläser und beschlossen: Auf gar keinen Fall. Vielleicht wachsen die ersten weißen Härchen aus sonderbaren Stellen, vielleicht geht man ohne ein Packerl Schmerzmittel nicht mehr außer Haus und freut sich einen Haxen aus, wenn die Freitagabendverabredung spontan absagt. Aber mit dreiunddreißig hat man langsam und erstmals eine Ahnung davon, wer man eigentlich ist, und genug Elan, auch mal etwas Neues auszuprobieren. Summa summarum: Dreiunddreißig ist ein fantastisches Alter, ich glaube, da stimmt mir unsere freizeit zu.
 

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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