Fabelhafte Welt: Gesellschaftsspiele für Jungeltern
Warum Zusammenhalt Erziehungsfragen wichtig ist, aber beim Eltern-Mikado ein jeder für sich kämpfen müssen.
Bevor wir ein Kind hatten, spielten der Dottore Amore und ich regelmäßig Karten. Seit unser Bambino mobil und um 5.30 motiviert ist, mit entschlossenen Schritten die Welt zu entdecken, spielen wir jeden Morgen ein neues Spiel. Es nennt sich Eltern-Mikado.
Die Spielregeln sind einfach: Wer sich zuerst bewegt, verliert. Wer gewinnt, darf im Bett verweilen, der Verlierer hingegen muss unseren jungen Mann auf seinem frühmorgendlichen Eroberungsfeldzug begleiten. Eltern-Mikado ist das einzige Spiel, an dem unser ansonsten sehr verspielter Hund kein Interesse zeigt: Neuerdings schläft er nicht mehr vor der Schlafzimmertür, sondern wandert zur Bettzeit in den kühlen, dunklen und stillen Keller. Leider hat sich mein geliebter Gatte vom Hund einen Trick abgeschaut: Sobald es ums unerwünschte Aufstehen geht, vervierfacht sich seine Masse auf wundersame Art und Weise, woraufhin mein Mann wie im Bett festgeklebt scheint. Nun lehrt uns die Physik, dass ein jeder natürlicher Körper in seinem Bewegungszustand verharren und sich nicht ohne äußeren Reiz bewegen will. Um für einen äußeren Reiz zu sorgen, ohne beim Eltern-Mikado zu verlieren, versuche ich daher bereits beim Einschlafen meinen Arm oder zumindest meine Hand unter des Gatten Kopfpolster zu schmuggeln. Wenn ich es nämlich schaffe, beim ersten Bambino-Krähen den Zeigefinger in seine Achselhöhle zu bohren, schießt er aufrecht wie eine Rakete. Mein Mann meint, das sei Schummeln. Ich bin der Ansicht, dass beim Eltern-Mikado ALLES erlaubt ist.
Unumstritten ist, dass ein starker Zusammenhalt von Mami und Papi für das Aufwachsen eines Kindes von essenzieller Bedeutung ist. Aber beim Eltern-Mikado sind alle Mitteln erlaubt. Beim Eltern-Mikado kämpft jeder für sich. Zu gewinnen gibt es schließlich das höchste Gut, das Jungeltern erreichen können: Zehn Minuten länger schlafen.
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