In Blue Zones sollen Menschen besonders alt werden

Wir sehen uns mit 100: Das Geheimnis hochbetagter Menschen

Insgeheim sehnt sich wohl jeder danach, bei möglichst guter Gesundheit recht alt zu werden. Wie das geht, leben uns hochbetagte Menschen in gewissen Weltgegenden vor. Für Wissenschaftler sind das optimale Studienfelder zur Altersforschung.

Mit einem  blauen Filzstift haben die Demografen Gianni Pes und Michel Pulain im Jahr 2000 jene Gegenden auf Sardinien kartografisch markiert, wo sie die  höchste Konzentration an männlichen Hundertjährigen festgestellt haben. Ein Schlüsselmoment. Denn seither wird der  Begriff "Blue Zones“ als Synonym für jene fünf Gebiete der Erde benutzt, wo auffallend viele hoch betagte Menschen  leben. 
 

Zu diesen "Zentren der Langlebigkeit“ zählt neben Sardinien das japanische Okinawa, auch "Insel der Hundertjährigen“ genannt, die Halbinsel Nicoya in Costa Rica, das Städtchen Loma Linda in Kalifornien und das griechische Ikaria. Hier witzeln sogar die hiesigen Bewohner selbst, „dass es eine Insel ist, wo die Menschen vergessen zu sterben“. Tatsächlich wird auf Ikaria jeder Dritte 90 Jahre alt. Dicht auf den Fersen sind ihnen die Oldies von Okinawa mit einer ebenfalls bemerkenswerten Lebenserwartung von durchschnittlich 86 Jahren – und das vielfach bei ausgesprochen guter körperlicher und geistiger Konstitution. Woran mag das liegen?

Mediziner und Altersforscher gehen dieser Frage seit etlichen Jahren in Studien vor Ort nach. Die "Blue Zones“ sind schließlich optimale Forschungsfelder, um dem „Geheimnis gesunden  Alters“ auf die Spur zu kommen. Dabei hat sich eines ziemlich schnell herauskristallisiert: So unterschiedlich die Regionen auch sein mögen, überall trafen die Wissenschaftler auf ähnliche Gegebenheiten. Die älteren Damen und Herren sind gelassen und fröhlich, was zweifellos mit ihrem intakten sozialen Umfeld zu tun hat. Und sie sind auch im höheren Alter agil, aktiv  und, wohl das Wichtigste, selten übergewichtig. Eine Schlüsselrolle dürfte da die gesunde Ernährung spielen.

Resümee

Die Essgewohnheiten in "Blauen Zonen“ sind durchwegs regional geprägt. Ob Algen, Tofu, Soja, Bohnen, Wurzeln,  Erbsen, Obst und Gemüse – überall werden erschwingliche, lokal verfügbare Lebensmittel zu bekömmlichen Speisen verkocht.  Dabei ist die tägliche Portion einer hochwertigen Proteinquelle essenziell,  um den Muskelabbau im Alter zu verhindern und gleichzeitig das Gehirn auf Trab zu halten. Wohl auch deshalb haben Sarden oder die Leute auf Ikaria stets Nüsse als Snack in der Tasche. Was die Forscher noch eruiert haben: Fisch hat Vorrang vor Fleisch, Fast Food ist tabu. Beim Trinken geht Wasser, Tee und Kaffee vor  Limonaden und Alkohol. Außerdem hören die Menschen intuitiv auf ihren Körper und somit auf das richtige Mass. Die Hundertjährigen von Okinawa halten sich da an die alte, konfuzianische Empfehlung "Hara hachi bun me“ – womit gemeint ist: "Hör’ auf zu essen, wenn dein Magen zu 80 Prozent gefüllt ist.“ 

Die Rekorde hochbetagter Menschen

  • Der nachweislich älteste Mensch, der je gelebt hat, war die Französin Jeanne Calment, geboren am 21. Februar 1875, gestorben 1997 mit 122 Jahren/164 Tagen.
  • Der  älteste, derzeit lebende Mensch ist  Maria Branyas Morera mit nahezu 117 Jahren. Ihr Geburtsdatum: 4. März 1907.
  • Den Rekord für das höchste Gesamtalter zweier Eheleute halten mit 215 Jahren Julio Cesar Mora Tapia (1910–2020) und seine Frau Waldramina (geboren 1915). 
  • Katharine Hardman Davenport (1883– 1993) und Nelle Hardman Eby (1881–1993) sind bis dato die einzigen Geschwister, die  den jeweils 110. Geburtstag der anderen Schwester mitfeiern konnten. 
  • Harland Fairweather (1920–2017), dessen Mutter ihn um einige Monate überlebt hat, war mit 97  Jahren der älteste Mensch mit noch einem lebenden Elternteil.

Cordula Puchwein

Über Cordula Puchwein

Kommentare