Tschirp, tschirp: So positiv wirkt Vogelgezwitscher auf die Stimmung

Ob in der Natur oder in aufgenommener Form, etwa als Klang-CD: Zwei neue Studien belegen die positiven Auswirkungen auf das mentale Wohlbefinden.

Hinweise darauf gab es schon länger, aber jetzt ist es auch wissenschaftlich durch zwei neue Studien belegt: Vogelgezwitscher - und auch der Anblick von Vögeln - hat eine positive Auswirkung auf die Stimmung und das mentale Wohlbefinden. Dieser Effekt hält mehrere Stunden lang an - und zeigt sich auch beim Anhören von aufgenommenen Vogelgesängen.

In einer Studie des King´s College London (erschienen in der Fachzeitschrift Scientific Reports) installierten die fast 1.300 Teilnehmenden eine spezielle App auf ihren Mobiltelefonen. Zwischen April 2018 und Oktober 2021 wurden sie dann drei Mal am Tag per App gefragt, ob sie gerade Vögel sehen oder hören. Anschließend mussten sie Fragen zu ihrer Stimmungslage beantworten.

Das Ergebnis: Stimmungsaufhellungen zeigten sich im Anschluss an das Beobachten oder Belauschen von Vögeln nicht nur bei gesunden Menschen, sondern auch bei Menschen mit Depressionen.

"Instinktiv gehen wir davon aus, dass das Hören von Vogelstimmen und das Betrachten von Vögeln hilfreich ist, die Stimmung anzuheben", sagt Studienautor Ryan Hammoud. "Aber es gibt wenig Forschung dazu, die das tatsächlich untersucht hat. Mit Hilfe der App konnten wir das erste Mal einen direkten Zusammenhang zwischen dem Sehen oder Hören von Vögeln und einer positiven Stimmung zeigen." Co-Effekte durch das gleichzeitige Vorhandensein von Pflanzen, Bäumen oder Gewässern konnten die Forscher herausrechnen - die Effekte sind also direkt auf die Vögel zurückzuführen.

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Dass sich aber auch bereits beim Anhören aufgenommenen Gezwitschers die Stimmung verbessert, zeigt eine Untersuchung des deutschen Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung und des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE), die ebenfalls in der Fachzeitschrift Scientific Reports veröffentlicht wurde. Dafür mussten 295 Personen sechs Minuten lang entweder typische Verkehrsgeräusche oder Vogelgesänge hören. Vor und nach den Hörproben füllten sie Fragebögen zur Erfassung ihrer mentalen Gesundheit aus und erhielten spezielle Denkaufgaben gestellt.

Auch hier gab es ein ähnliches Ergebnis: Bei Gesunden verbesserte sich die mentale Gesundheit, vorher bestehende Ängstlichkeit und auch irrationale Gedanken (paranoide Zustände) konnten reduziert werden. In diesem Experiment zeigte sich aber bei Menschen mit bereits bestehender Depression kein Effekt.

Vogelgesang könnte aber bei Gesunden - abgesehen vom allgemeinen Wohlfühleffekt - zur Prävention von psychischen Erkrankungen eingesetzt werden, sagt Erstautor Emil Stobbe. "Schon das Anhören einer Klang-CD wäre eine einfache, leicht zugängliche Intervention. Aber wenn wir schon in einem Online-Experiment, das die Teilnehmenden am Computer absolvierten, solche Effekte nachweisen können, ist davon auzugehen, dass diese in der freien Natur noch stärker sind."

Erst vor kurzem konnten deutsche Wissenschafter in einer Studie zeigen, dass bereits ein einstündiger Aufenthalt in der Natur die mit Stress verbundene Gehirntätigkeit reduziert. "Wir können aber nicht genau sagen, welche Merkmale der Natur - also Gerüche, Geräusche, Farben oder deren Kombination - für den Effekt verantwortlich sind", sagt die Wissenschafterin Simone Kühn. Die neue Studie sei ein weiterer Baustein zur Klärung dieser Frage.

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