Der Winter kommt: Sollte man nachts bei offenem Fenster schlafen?

Wenn die Temperatur auf ungemütliche Grade fällt, lassen wir automatisch öfter die Fenster zu. Aber ist das überhaupt richtig?

Welche Art von Schläfer bist du? Es gibt diejenigen, die selbst im Winter den ganzen Tag über das Fenster aufreißen und in Eiseskälte schlafen. Und dann sind da noch diejenigen, die nie lüften, sodass die Luft nachts zum Schneiden dick ist. Wenn man sich auch noch mit dem Partner einig werden muss, ist guter Rat teuer. Was ist nun richtig? Oder hat keiner recht?

Was viele unterschätzen: Lärm

Natürlich gibt es die Nachteulen, die bis spät Rambazamba machen und die ein bisschen Lärm ohnehin nicht stört. Allerdings ist das für den Rest von uns anscheinend nicht besonders förderlich. Vor allem in der Stadt lebende Menschen sind von Lärm betroffen, für den wir besonders im Schlaf anfällig sind. Eine Studie unter der Leitung der Universitätsmedizin Mainz zeigt, dass Verkehrslärm in der Nacht das Herz mehr schädigen kann als tagsüber. Selbst wenn wir den Lärm nicht bewusst wahrnehmen, werden dadurch etwa Stresslevel und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöht. 

Zu warm oder zu kalt?

Nun, das empfindet jeder anders, doch was sagt die Wissenschaft? Experten empfehlen eine Schlaftemperatur zwischen circa 15 und 19 Grad. Da kann man sich doch irgendwo in der Mitte einig werden, oder? Es geht noch genauer: Eine Studie der "American Diabetes Association" hat sogar die ideale Schlaftemperatur auf 18,9 Grad eingegrenzt, da hier der Anteil an braunem Fettgewebe in unserem Körper am ehesten zunimmt. Dieses Gewebe beugt Krankheiten wie Diabetes vor, da es die Verbrennung von Kalorien unterstützt. Im Winter ist das allerdings ein Wert, den man wohl kaum nachts bei offenem Fenster beibehalten kann. 

Es spricht sogar noch mehr dagegen, bei eisigen Wintertemperaturen die ganze Nacht zu lüften: Studien zeigen, dass extrem niedrige oder hohe Temperaturen sich negativ auf den Schlafrhythmus auswirken können. Zum einen muss dadurch die Körpertemperatur reguliert werden, wodurch der Körper Energie aufwenden muss und so schlechter zur Ruhe kommt. Zum anderen führen starke Hitze oder Kälte zu erhöhter Schlaflosigkeit und einer kürzeren REM-Phase, was negative Folgen für die Lernfähigkeit und Konzentration haben kann. 

Vielleicht mit der Heizung regulieren? Ein Vorschlag, der zusammen mit den hohen Energiepreisen vermutlich bei den meisten eine Ohnmacht auslöst. Aber was tut man nicht alles für seine Gesundheit. Doch es gibt Grund zur Beruhigung: Fenster auf und Heizung an ist auch nicht die Lösung. Durch die trockene Heizungsluft sinkt bekanntermaßen die Luftfeuchtigkeit. Das greift die Schleimhäute an und macht es Bakterien leichter, sich anzusiedeln. Deswegen am besten Heizung nachts auslassen!

Fazit: Im Winter alle Fenster zu?

Falsch! Zwar können extreme Temperaturen oder Lärm sich negativ auf unseren Schlaf und unsere Gesundheit auswirken, allerdings ist stickige Luft dann auch wieder nicht die Lösung. Wir haben zwar bereits geklärt, dass trockene Heizungsluft nicht ideal ist, allerdings ist eine zu hohe Luftfeuchtigkeit ebenfalls schädlich: Dadurch kann sich Schimmel bilden, der sich an den Wänden absetzt. Die Luftfeuchte sollte demnach zwischen 40 und 60 Prozent gehalten werden. Wie mache ich das? Lüften. Paradox, oder?

Schlussendlich gibt es keine perfekte Antwort, aber hier ist ein Kompromiss: Am besten ist es, mehrmals am Tag durchzulüften, anstelle das Fenster die ganze Nacht offen zu lassen. 

Über Jennifer Sandhagen

Redakteurin bei freizeit.at, dem Digitalformat der KURIER freizeit.

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