Spaziergänge: Das herrliche Sommerbad Drosendorf

Ein Spaziergangsrunde vom Scheiblingturm über Salzgasse, Schlosshof und Hauptplatz

Der Weg beginnt beim Schloss Drosendorf, diesem wundervollen Renaissanceschloss im Norden des Waldviertels. Ich gehe von der Hornerstraße zur Sommerpromenade hinunter, vorbei an der schönen Stele mit dem Namen „Lichtschnitt“, aus Krastaler Marmor gehauen von der Künstlerin Sabine Müller-Funk, spaziere unter der aufragenden Flanke des Schlosses weiter, nicht ohne das Fenster des Zimmers zu suchen, wo ich in den letzten Jahren viele Wochen verbracht habe, grüße die Vergangenheit, indem ich die Hand hebe, sie grüßt mit einer gehörigen Portion Sentiment zurück.

Im Schatten von größeren und kleineren Bäumen spaziere ich der geschlossenen Stadtmauer entlang, bis ich beim Raabser Tor ankomme und dort nicht wie sonst auf der anderen Seite der Stadt deren Umrundung komplettiere, sondern in die Badstraße einbiege, weil ich nämlich ein Ziel habe. Unter hohen Bäumen marschiere ich hinunter Richtung Thaya. Komme zuerst am Terrassenbad vorbei, wo ich am Kinderstimmengewirr erkenne, dass die Becken gut gefüllt sein müssen. Werfe einen Blick auf die Heimstätte des UFC Drosendorf, der im Vorjahr in der 2. Klasse Thayatal/Schmidatal den respektablen 7. Platz belegt hat und an diesem Sonntag im ersten Heimspiel der neuen Saison gegen den USV Brunn/Wild leichter Favorit ist, bewundere die Herrschaften, die auf den Tennisplätzen gegen fitte Gegner und die übermächtige Augustsonne kämpfen und betrachte mit Wohlgefallen, dass ich schon am Ziel bin: Vor mir breitet das Strandbad Drosendorf seine Arme aus und heißt mich willkommen. Die markante, dunkel gebeizte Holzkonstruktion wurde 1929 an einem Ort errichtet, wo bereits im späten 19. Jahrhundert erste Badekabinen gestanden waren. Sie schwebt auf weißen Stützen über dem Boden, man betritt und verlässt das Gebäude über breite Stiegen. Links und rechts vom zentralen Pavillon, der von einem kleinen Uhrturm geziert wird, breiten sich die Seitenflügel des Strandbads aus, die wiederum, schön rhythmisiert, unter kleineren Pavillons enden.  Seine beste Zeit hatte das Strandbad in den Dreißiger- und Fünfzigerjahren, dann geriet es gegenüber neueren Errungenschaften ins Hintertreffen. Es mangelte an Pflege und Zuwendung, bis das Gebäude in den Neunzigerjahren renoviert wurde. Die Sommerfrische feierte ihr Comeback. 

©Klobouk Alexandra

Ich begebe mich  auf die große Liegewiese vor der Thayaschleife, suche mir einen schattigen Platz, dann schaue ich nach, was Kollegin Elisabeth Ruckser, vielfache Buchautorin und Genussjournalistin, auf die Speisekarte geschrieben hat: Sie übernahm nämlich in diesem Sommer die Strandbad-Kantine und führt sie nach bewährten Slow-Food-Prinzipien. Ich bestelle ein Zucchinibrot und einen Marillenkuchen, warte ein bisschen, bis meine Bestellung auf die Wiese hinaus ausgerufen wird, habe mit dem Salzigen und dem Süßen gleichermaßen größte Freude. Wenn Sommerfrische so schmeckt, dann brauchen wir unbedingt mehr davon. Dann ins frische Wasser. Zwischen hohen Baumwänden schwimmen, die den Fluss umgeben, ein Sommertraum.

Die Route

Drosendorf Schlossplatz – Sommerpromenade – Raabser Tor – Badgasse – Strandbad: 2.800 Schritte

Christian Seiler

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