Frau steht mit Kopf an der Scheibe

Der Sonntagsblues und wie er die mentale Gesundheit beeinflusst

Jeden Freitag wieder freuen wir uns aufs Wochenende, doch der kommende Montag bestimmt oft die Gedanken. Das Phänomen "Sunday Scaries“.

Nach einer harten Arbeitswoche ins verdiente Wochenende zu starten, fühlt sich schon richtig gut an. Doch die freie Zeit rinnt durch die Finger wie Sand – kaum hat man zwei Mal gezwinkert, ist gefühlt schon wieder Montag. Dabei gibt es doch so viel zu tun, was wir unter der Woche aus zeitlichen Gründen nicht erledigt bekommen und an diesen Tagen unbedingt unterbringen wollen. Und entspannen sollte man sich ja auch noch – eigentlich. Allerdings fällt das einigen ziemlich schwer, denn der Sonntagsblues oder auch „Sunday Scaries“ genannt, halten sie davon ab. Was sich hinter dem Begriff verbirgt, welche Gefahren für die mentale Gesundheit lauern und was man dagegen tun kann.

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Woher stammt der Begriff eigentlich?

Der Begriff "Sunday Scaries“ ist auf der chinesischen Videoplattform TikTok ins Leben gerufen worden. Nutzende der Plattform posten unter dem gleichnamigen Hashtag ihre Gedanken und Gefühle, die ihnen den Sonntag regelmäßig vermiesen. Dabei geht es vor allem um Aufgaben und Erledigungen, die in der kommenden Woche anfallen und deswegen ihre Gedankenwelt dominieren. Betroffene fühlen sich dadurch unter Druck gesetzt, das meiste aus ihrer Freizeit herauszuholen, bevor der Ernst des Lebens am Montag wieder beginnt. Das sorgt dafür, dass sie sich bereits am Sonntag schon stressen, statt sich eine Auszeit zu nehmen und herunterzufahren.

Darum ist der Sonntagsblues so gefährlich für die mentale Gesundheit

Warum diese Anspannung nichts Gutes heißen kann, kann man sich vermutlich schon denken. Wer von Montag bis Freitag durch Arbeit und andere alltägliche Dinge eingespannt ist und auch am Wochenende nicht zur Ruhe kommt, bietet dem Körper keine Möglichkeit, die eigenen Akkus wieder aufzuladen. Innere Anspannung, das Gefühl unter Druck zu sein und vielleicht sogar Angst vor anfälligen Aufgaben, rauben schlichtweg die Freude am Leben – und sogar den Schlaf. Denn oft gehen innere Unruhe und Schlafstörungen einher. Durch den daraus resultierenden Schlafmangel wird der folgende Tag zur Qual… und der nächste…und der übernächste auch, bis Körper und Geist sich weigern, noch weiter zu funktionieren. Im schlimmsten Fall steuert man direkt das Burnout an und verfällt in einen Zustand totaler, körperlicher, emotionaler und geistiger Erschöpfung mit verminderter Leistungsfähigkeit.

Was also tun, wenn der Sonntagsblues Einzug gehalten hat?

Wer sich jetzt angesprochen fühlt und überzeugt ist, die Melodie des Sonntagsblues auch in seinem Kopf zu hören, sollte sich zunächst die grundlegende Frage stellen, was einen denn wirklich stresst. Ist es die Arbeit? Und wenn ja, was daran löst diese Anspannungen aus? Es ist nämlich meist gar nicht der Montag oder das schnelle Ende des Wochenendes, das für Unwohlsein sorgt, sondern viel eher der Beruf oder eine Situation, in der ihr euch befindet. Vielleicht ist es auch Zeit, vom langverwendeten Narrativ „Ich hasse Montage“ Abstand zu nehmen und sich einzugestehen, dass man nicht den Tag, sondern seinen Job hasst und es eine Überlegung wert ist, eine neue Anstellung zu suchen, bei der man gerne seiner Tätigkeit nachgeht.

Manchmal hilft es aber auch schon, mit jemandem über die kommende Woche zu reden. Durchzusprechen, was inneren Stress auslöst, wo man selbst Probleme sieht und was ein verängstigt. Geteilte Sorgen sind immer auch halbe Sorgen. Wenn ihr nicht mit jemandem reden wollt, könnt ihr auch Meditations- und Atemübungen machen. Auch die können euch helfen, einen klaren Kopf zu bekommen, sodass ihr euch darüber bewusstwerdet, was wirklich hinter eurem Sonntagsblues steckt.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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