Ein Herbstspaziergang durch ein Freiluftmuseum

Ein Spaziergang, der sowohl bei der Volksschule Mauerbach startet, als auch endet.

Es ist sicher eine Besonderheit, in Mauerbach zur Volksschule zu gehen. Allerdings braucht man gewisse sprachliche Fertigkeiten, um die Frage zu beantworten, wie denn diese Schule genau heißt: „Kaiser Franz Josef I. – Jubiläums-Volkschule“. Man könnte auch sagen, die Schule wurde 1908 eröffnet, aber weil das mit dem 60-jährigen Krönungsjubiläum seiner Majestät zusammenfiel, heißt die Schule eben nicht „Gegründet vor 114 Jahren“.

Ich brach bei der KFJI.HJV (wer die Abkürzung erkannt hat, bekommt zehn Punkte) zu einem Spaziergang auf, bei dem ich Farben sammeln wollte und Traktoren erntete. Aber eins nach dem anderen. Zuerst stieg ich hinter dem Mauerbacher Schlosspark die Bäckergasse hinauf, folgte dem Wanderweg Nr. 3 und ging über prachtvolle Felder dem Wald entgegen, dessen Laub sich zusehends verfärbt. In der Früh war es noch neblig gewesen, aber jetzt löste sich der Dunst auf, die Sonne tauchte die Landschaft in ihre schönsten Farben. Ich bog zu einer Allee von Apfelbäumen ab, wo schon viele Früchte auf dem Boden lagen und ihren süßen Duft verströmten. Dann folgte ich wieder dem Weg, besuchte die „Milleniumseiche“, eine mächtige Traubeneiche, die seit 250 Jahren am Wegrand steht, folgte dem Weg durch den hohen Laubwald und genoss den Duft nach frischem Laub – und Pilzen. Es duftete so intensiv nach Pilzen, als würde nebenan eine Pilzsuppe zubereitet – so formulierte es jedenfalls meine Begleiterin. Ich sah auch eine Menge Pilze, u. a. eine gehörige Menge an Fliegenpilzen, groß, klein, hässlich, schön. Ich fragte mich, ob Käfer und Insekten, die sich am Fliegenpilz gütlich tun, auch die Pilzhotline anrufen müssen, weil ihnen die Mahlzeit nicht gut bekommt – Antwort darauf habe ich keine, man kann nicht alles wissen. 

 

©Klobouk Alexandra

Irgendwo vor der Mödihütte bog ich vom Wanderweg ab und folgte dem Wirtschaftsweg dem Groissaubach entlang, bis ich zu dem Ort kam, wo mehrere Traktoren der Marken Steyr und Massey-Ferguson standen, und zwar in herrlichen Farben: ziegelrot und jägergrün die Steyr-Oldtimer, bordeauxrot der Massey-Ferguson, dazwischen ein etwas neuerer, aber keineswegs aktueller 870er von Steyr.

Ich delektierte mich an den Maschinen, dokumentierte sie fotografisch, und als ich weiterging, stieß ich gleich auf zwei weitere, die Sitzflächen notdürftig abgedeckt mit Plastikplanen. Später, als ich die Straße von Mauerbach Richtung Tulbingerkogel überquert hatte und mich der Kartause Mauerbach annäherte, sah ich noch so ein Museumsmodell, einen bayrischen Bungartz mit der Spurbreite einer Schmalspurbahn. Ich kann nur sagen, Traktorenliebhaber aller Länder, dies ist euer Weg: ein Freiluftmuseum nützlicher Technik. Von der Kartause selbst sah ich nicht viel. Sie ist von einer hohen Mauer umgeben. Die hindert übrigens keine Ordensbrüder mehr am Ausbüchsen, sondern umgibt ein Informations- und Weiterbildungszentrum der Republik – und führte mich direkt zum Ausgangspunkt dieses Parcours zurück, der KFJI.HJV. Auch für Freunde von Abkürzungen (FvAk) ein Pflichtbesuch. 

Die Route

Volksschule Mauerbach – Wanderweg 3 – Mödihütte – Wirtschaftsweg am Groissaubach – Wanderweg 4 – Volksschule Mauerbach: 11.000 Schritte

Christian Seiler

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