Schlafforscherin erklärt: Wie wir lernen, uns an unsere Träume zu erinnern

Warum wir uns morgens nicht mehr an unsere nächtlichen Träume erinnern und was man dagegen tun kann.

Die Nacht ist nicht nur zum Schlafen da. Der Schlaf schenkt uns zwar Ruhe, manchmal geht es dabei aber auch dermaßen turbulent zu, als würden wir mit vollem Karacho auf der Prater-Hochschaubahn (oder, wahlweise, in der Geisterbahn) bergab, bergan durch waghalsig geschwungene Loopings rasen. Im Traum dürfen wir alles, nehmen wir uns alles heraus, setzen die Gesetze des Alltags und der Natur außer Kraft, spüren unseren Sehnsüchten nach oder müssen oft genug mehr ertragen, als uns lieb ist. Wir fliegen, wenn wir wollen, und wir küssen, wen wir möchten.

Und dann: wachen wir auf, und – alles ist futsch. Für einen flüchtigen Augenblick noch erhaschen wir einen Zipfel des wunderbaren Traumes im umnebelten Zustand des Aufwachens. Und dann ist er weg, für immer.

Wie man das Erinnern trainieren kann

„Schuld daran ist der Wecker“, macht Brigitte Holzinger schnell einen Schuldigen aus. Das bimmelnde Ding reißt uns aus unseren Träumen und löscht damit jede Erinnerung. Dazu kommt: „Im Schlaf ist Regeneration angesagt, nicht Leistung“, weiß die Traum- und Schlafforscherin (schlafcoaching.org). „Und Erinnern ist eine Form von Leistung, die für das Wachsein vorgesehen ist.“

Was also kann man tun, um sich in Zukunft besser seiner schönen Träume zu entsinnen bzw. sich konkreter seinen Albträumen zu stellen? Als ersten Schritt empfiehlt Holzinger, ein Traumtagebuch zu führen. Dazu lege man sich ein Notizbuch aufs Nachtkastl, in das man alles reinschreibt, was nicht schon dem Vergessen anheim fiel. „Egal, wie wenig es ist: bitte aufschreiben, ganz gleich, ob Thema, Gefühl oder nur eine Farbe.“

Mit der Zeit würde sich dank dieses Behelfs auch das Erinnerungsvermögen verbessern, das trainiert werden kann wie ein Muskel. Zweitens: Sich schon beim Einschlafen fest vornehmen, sich beim Aufwachen an den eben erlebten Traum zu erinnern. Diese Intention würde Wunder bewirken. Und, drittens, eine besonders schöne Anregung: ausschlafen. Sich Zeit nehmen fürs Aufwachen, nicht bewegen, dem Traum nachspüren. Dieser Empfehlung kommen wir doch gerne nach. Und wünschen gute Nacht und süße Träume.

Alexander Kern

Über Alexander Kern

Redakteur KURIER Freizeit. Geboren in Wien, war Chefredakteur verschiedener Magazine, Gründer einer PR- und Medienagentur und stand im Gründungsteam des Seitenblicke Magazins des Red Bull Media House. 12 Jahre Chefreporter bzw. Ressortleiter Entertainment. Schreibt über Kultur, Gesellschaft, Stil und mehr. Interviews vom Oscar-Preisträger bis zum Supermodel, von Quentin Tarantino über Woody Allen bis Jennifer Lopez und Leonardo DiCaprio. Reportagen vom Filmfestival Cannes bis zur Fashionweek Berlin. Mag Nouvelle Vague-Filme und Haselnusseis.

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