Salzburg Schloss Mirabell

Ohne viel Rummel durch Salzburg spazieren

Dieser Rundgang lädt zum Träumen ein. Auch wenn die historische und schöne Altstadtgar nicht dabei ist.

Bürgermeister von Salzburg müsste man sein. Na ja, vielleicht möchte man auch nicht unbedingt Bürgermeister von Salzburg sein. Allerdings kann man dann auch nicht vom Schreibtisch aus den täglichen Blick genießen, den man in einer Zeit, als im Urlaub noch Ansichtskarten verschickt wurden, Postkartenblick genannt hat. Vom Bürgermeisterbüro im Schloss Mirabell hat man nämlich einen Blick, der exakt der Mittelachse des Mirabellgartens folgt und von dort erst die Zwillingstürme des Doms streift, um schließlich auf der Festung Hohensalzburg zu landen. Viel prachtvoller geht es nicht einmal in der Stadt Salzburg, die ja bekanntlich aus lauter Postkartenblicken zusammengebaut wurde.

Eine Runde durch die Stadt

Ich habe mich im Kurgarten herumgetrieben, nachdem ich in der Bellini Bar einen Regenschauer ausgesessen hatte, und ging dann den Bernhard-Paumgartner-Weg entlang, bis sich an der Westflanke von Schloss Mirabell der Stiegenabgang in den Garten öffnet. Von dort ist der Blick Richtung Festung auch ziemlich spektakulär, wenn auch nicht so symmetrisch wie aus dem Bürgermeisterbüro, da haben die barocken Gartenarchitekten gut darauf geachtet.

Also stehe ich oben am Geländer und schaue ins etwas verrutschte Bürgermeisterblicknarrenkastl, und während ich das tue, rechne ich mir aus, dass ich wahrscheinlich nie wieder arbeiten müsste, wenn ich für jedes Foto, das ab, Achtung!, genau jetzt 24 Stunden lang auf dem Stadtgebiet Salzburgs geschossen wird, einen Euro bekommen würde. Keine sehr wahrscheinliche Überlegung, ich weiß, aber nicht viel unwahrscheinlicher als der Gedanke, was ich mit dem Geld anstellen werde, das ich beim Lottojackpot gewinne.

Träumen ist bekanntlich erlaubt, also stelle ich mir gleich einmal vor, dass auch der Bürgermeister manchmal ins Träumen kommt, wenn er hinüber zur Festung schaut und mit seinem Fortgeschrittenenblick die Schneelage auf den dahinter liegenden Bergen ergründet. Vielleicht träumt er von einer absoluten Mehrheit, einer einstimmig guten Presse, vielleicht hat er den Wunsch, Harun-al-Raschid-mäßig durch seine Stadt zu lustwandeln, ohne erkannt zu werden, und die Menschen nach ihren wirklich echten Wünschen zu fragen, um sie ihnen dann per einstimmigem Gemeinderatsbeschluss zu erfüllen. Da träume ich davon, dass er das träumt.

Kunstwerk und Brunnen

Ein paar tausend Euro hab ich sicher schon verdient, als ich zwischen Menschen, die ihre Bibliotheken mit Mirabellgartenfotos füttern, hinunter in den Garten gehe, Richtung Landestheater, und, auf dem Makartplatz angekommen, vor dem monumentalen Kunstwerk von Tony Cragg stehen bleibe, das dem Platz seinen Stempel aufdrückt.

Ich werfe mich jetzt übrigens nicht ins Getümmel, das auf dem Marko-Feingold-Steg herrscht, der hinüber in die Altstadt führt, sondern fädle mich hinter dem Fontänenbrunnen auf dem Platzl in die Steingasse ein (Beschreibung auf Google Maps: „Historische Gasse mit Bordellen“), die mich am Fuß des Kapuzinerbergs ins Beiläufige führt, denn auch das hat Salzburg zu bieten, neue Träume inklusive.

Die Route

Kurgarten – Mirabellgarten – Makartplatz – Schwarzstrasse – Platzl – Steingasse: 2.000 Schritte

Christian Seiler

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