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Ärger über die fetten SUVs in der Wiener Innenstadt

Der wunderschöne Platz Am Hof ist zugeparkt. Ist der ein Autohaus? Ruhiger ist es da schon Volksgarten.

Ich gehe durch die Innenstadt, und sie fühlt sich nach den eher sparsamer besiedelten Jahren der Coronazeit wieder ziemlich bevölkert an. Ich bin nicht ganz sicher, ob „Sommer wie damals“ genau so gemeint war. Statt auf den vollen Trampelpfaden – die asiatischen Touristen fehlen immer noch; wie voll wird die Stadt sein, wenn auch sie wieder anreisen? – durch die Stadt zu gehen, weiche ich aus.

Gehe vom Schwedenplatz nicht über die Rotenturmstraße zum Stephansdom, sondern nehme die Stiege zur Ruprechtskirche, dann die Judengasse und ein Stückchen der Wipplingerstraße, um durch die Jordangasse hinüber zum Judenplatz und von dort zum Hof zu kommen.

Dort ärgere ich mich, weil dieser wunderschöne Platz nicht nur eine große Tiefgarage überspannt, sondern auch an der Oberfläche nach Kräften zugeparkt ist.

Große Autos in der barocken Stadt

Ich meine, was für eine Verkehrspolitik lässt zu, dass nicht nur Garagenkeller nach Autos rufen, die sie befüllen, sondern auch noch verfügbare Parkplätze in der barocken Innenstadt? Es wäre das Mindeste, hier einen Ort zu schaffen, wo Fußgänger und Radfahrer die Innenstadt genießen können, ohne sich zwischen fetten SUVs durchquetschen zu müssen, und ja, da würde ich gerne einmal jemanden mit dem Argument des Weltkulturerbes klingeln hören, nicht nur bei geplanten Hochhäusern: Ist denn Wiens barockes Zentrum ein barockes Zentrum oder ein Autohaus?

Weiter gehe ich über Haarhof und Herrengasse hinüber zum Minoritenplatz, dann zum Ballhausplatz und rette mich hinein in den Volksgarten. Kaum habe ich die Gärten betreten, kommt mir schon ein süßer Duft nach Rosen entgegen, und während ich an der Meierei vorbeigehe, sehe ich die vielfältigen Farben gerade aufgeblühter Rosen blinken – rot, rosa, purpur, orange, knallgelb, weiß.

Den Rundgang durch den Rosengarten erlebe ich wie in Zeitlupe. Nicht nur ich verlangsame meinen Schritt, auch die anderen Besucher dieses innerstädtischen Wundergartens, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts angelegt worden und 1823 der Allgemeinheit übergeben worden ist, als erster öffentlich zugänglicher Park in kaiserlichem Besitz. An den Rosenstöcken sind flächendeckend kleine Schilder befestigt, die den Anblick der Blumen einem bestimmten Menschen oder dessen Andenken widmen – „Für Willibald, der das Schöne liebt“.

Verzaubert

In seiner Gesamtheit aber ist dieser Ort einer der besonderen Plätze dieser Stadt, wo jeder Handgriff nur getan wird, um jede und jeden zu erfreuen, wer auch immer sich erfreuen möchte – und es sind viele Menschen, die lächelnd und in Zeitlupe um den Rosengarten wandern, das sehe ich von meinem Aussichtspunkt vor dem Grillparzerdenkmal, Blick Richtung Burgtheater, genau, jedenfalls, wenn ich den Blick von den Strauch- und Hochstammrosen abwenden kann.

Ich verlasse den Volksgarten einigermaßen verzaubert durch das Burgtheatertor, wo mich die Container mit Coronatests daran erinnern, dass draußen andere Realitäten auf uns warten. Ich aber entscheide mich dafür, den Moment zu genießen und kehre um in den Sommer wie damals.

Die Route

Schwedenplatz – Ruprechtsstiege – Judengasse – Hoher Markt – Judenplatz – Am Hof – Haarhof – Minoritenplatz – Ballhausplatz – Volksgarten: 2.800 Schritte 

Christian Seiler

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