Richtig Räuchern an den Raunächten: Schnelle Kräuter-Lehrkunde
Statt exotischen Hölzern gibt es heimische Blüten und Bäume, die als Räucherstoff dienen.
Viele Sagen und Legenden ranken sich um die Raunächte zwischen Weihnachten und dem 6. Jänner. Sie bilden den Übergang vom alten ins neue Jahr. Schon seit Jahrhunderten wird an diesen Tagen geräuchert, um böse Kräfte milde zu stimmen und sich gereinigt und frei ins neue Jahr aufzumachen.
In Tirol und Bayern gelten auch die längste Nacht (und der kürzeste Tag) im Jahr, der Thomastag am 21. Dezember, als wichtige Raunacht.
Heute ist der Brauch auch zu einer esoterisch beladenen Lifestyle-Aktion geworden - mit importiertem Palo Santo Holz aus schicken Interieur-Shops und exklusiven Räucherschälchen.
Wer es aber regionaler mag und Räucherware direkt vor der Haustüre erkunden will, findet Infos in dem neuen Buch "Räuchern im Einklang mit der Natur - Räucherwerk aus Wald, Garten und Flur" (Leopold Stocker Verlag, 28 Euro).
Selbst trocknen
Viel altüberliefertes Wissen hat Autorin Romana Seunig darin gesammelt. Ihre Räuchermischungen bestehen aus Harzen und bis zu sieben Pflanzenbestandteilen, die mit einem Mörser oder einer Kaffeemühle zerkleinert werden.
Im Buch sind an die hundert Bäume, Blumen und Sträucher mit ausführlicher Bedeutung beschrieben. Je nach Pflanze werden unterschiedliche Teile zum Räuchern verwendet.
Wacholder
Vor allem die Wurzel des Wacholders galt während des gesamten Mittelalters als Mittel gegen Verwünschungen und böse Geister. Wer mit diesem Aberglauben nichts anfangen kann, der sollte wissen, dass rauchende Kräutermischungen auch zur Entspannung und für einen klaren Geist sorgen sollen.
Rosmarin
Tatsächlich haben verräucherte Nadeln und Zapfen eine desinfizierende Wirkung in Räumen. Rosmarin etwa ist zum Rächern an den Raunächten beliebt und tötet Viren und Bakterien ab.
Am Morgen geschnitten, hat er den höchsten Gehalt an ätherischen Ölen. Nach drei, vier Tagen Trocknungszeit dient ein kleiner Ast bereits als Räucherwerk und kann ohne Zugabe von Harz verräuchert werden. Das Gewürzkraut wurde früher auch als Ersatz für Weihrauch verwendet. Ein angeblicher Muntermacher, der den Kreislauf ankurbelt. Wertvoll auch als Tee.
Salbei, Rose, Lavendel
Ebenfalls leicht handzuhaben und ohne Harz zu verräuchern ist Weißer Salbei. Die getrockneten Blätter lassen sich gut zu Bündchen zusammenpressen. Das Kraut reinigt die Luft und soll die Konzentration fördern.
Wer im Garten Lavendel oder Rosen anpflanzt, kann die Blüten ebenfalls zum Räuchern verwenden. Beide sollen entspannen und die Stimmung aufhellen.
Linde
Vom Lindenbaum können Blüten, Blätter, Rinde und Holz verwendet werden.
Aberglaube zur Pflanze laut Romana Seunig: erwärmt das erstarrte Herz, Beziehungsängste werden ruhiger, Lindenholz stärkt das innere Kind, schenkt Urvertrauen.
Eine schlaffördernde Wirkung soll sich durch die Mischung von Lindenblüten, Lavendel, Rosenblüten und Hagebutten ergeben.
Mistel
Es können Blätter, Stängel und Beeren verwendet werden.
Traditionell wird die Mistel in den Raunächten geräuchert. Aberglaube: Überlagert sämtliche negativen Anhaftungen, sowohl in Räumen als auch an Menschen und lässt wieder Ruhe und Ordnung einkehren.
Thymian
Römer räucherten Krankenzimmer mit Thymian aus. Auch die Griechen räucherten schon in der Antike damit. Auch heute noch wird der Thymian bei Atemwegserkrankungen genutzt.
Soll verräuchert eine kräftig reinigende Wirkung haben, anregend und aphrodisierend sein. Im Mittelalter wurde er oft in der dunklen Jahreszeit verräuchert, um Lebenswillen und Durchhaltekraft zu stärken.
Motivationsrauch: Thymian, Tanne (Harz) und Rosmarin mischen.
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