Psychologin erklärt, warum eine Auszeit für Schüler jetzt so wichtig ist

Yvonne Laminger über den Sinn von Ferien und Tipps, wie das nächste Semester besser wird.

Auch wenn die Weihnachtsferien gerade einmal vier Wochen her sind: „Viele Schülerinnen und Schüler sind erschöpft und haben sich eine Auszeit verdient“, stellt die klinische Psychologin Yvonne Laminger fest.

„Viele Klassen wurden geschlossen, weil sich zwei oder mehr Kinder mit Corona infiziert hatten. War Schule, mussten die Kinder immer mit Maske in der Klasse sitzen“, gibt Laminger zu bedenken. Besonders belastend sei für viele das Hin und Her gewesen – einmal wurde zu Hause gelernt, dann wieder nicht. Bei all dem mussten sich die Kinder und Jugendlichen noch auf Tests und Schularbeiten vorbereiten, die sich ja immer vor den Semesterferien häufen.

Yvonne Laminger

©Privat

„Unter dem Ausnahmezustand der Pandemie leiden junge Menschen jedenfalls besonders“, ist Laminger überzeugt. „Der Ablösungsprozess, der normalerweise in der Pubertät stattfindet, war nicht möglich. Normalerweise trifft man sich in dem Alter aus diesem Grund viel mit Gleichaltrigen.“

Um diese Sozialkontakte nicht nur online, sondern auch im realen Leben zu pflegen, seien die Ferien die ideale Zeit. „Das kann ein Fußballspiel im nächsten Park oder ein Treffen im Kino oder Kaffeehaus sein.“

Dauerberieselung

Wobei Bewegung schon wichtig sei – in jedem Alter. „Acht Stunden am Bildschirm zu sitzen, ist keine Entspannung, auch wenn manch Jugendlicher das behauptet“, sagt die Psychologin. „Die Dauerberieselung ist nicht so gut für die Reizverarbeitung. Deshalb rate ich Eltern, Computerspiele zeitlich zu begrenzen.“

Der Mangel an Sozialkontakten habe bei vielen zu Leistungseinbrüchen geführt. Dort, wo die Semesternachricht nicht so gut ausgefallen ist, sollten Eltern Contenance bewahren: „Geraten Sie nicht in Panik, sondern suchen Sie gezielt das Gespräch mit Sohn oder Tochter und bleiben Sie sachlich“, rät die Psychologien.

Hilfe der Eltern

Wenn Schule ein Thema in den Ferien sein sollte, dann, indem man in die Zukunft schaut: „Fragen Sie Ihr Kind, wie Sie es unterstützen können. Und gehen Sie den Ursachen schlechter Noten auf den Grund.“

War es schlechte Lernorganisation, können Eltern oder externe Coaches einen Plan fürs kommende Semester machen. Hat der Schüler Verständnisfragen, kann die Lehrperson am besten sagen, wo es Defizite gibt – und man kann sich Hilfe holen. Viele Jugendliche wissen oft gar nicht, was sie verändern sollen.

Die Schulbücher sollten jedenfalls im Regal bleiben: „Diese eine Woche bringt keinen großen Lernfortschritt. Stattdessen raubt sie Energie, die Jugendliche in diesem Schuljahr noch brauchen“, satt Laminger. Wenn schon lernen, dann spielerisch, was insbesondere bei jüngeren Kindern gut geht: „Beim Kuchenbacken kann man die Umwandlungen der Maßeinheiten trainieren. Das Kind kann der Oma eine Ansichtskarte schreiben oder mit der Mama abwechselnd ein Buch lesen.“

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