Ein Mann liegt schnarchend im Bett.

Gestörte Nachtschicht: Ursachen für Schlafmangel

Wieder einmal zu schwer am Abend gegessen oder bis spät in die Nacht Netflix geschaut? In den meisten Fällen wissen wir ganz genau, was uns den Schlaf geraubt hat. Aber es gibt auch weniger offensichtliche Gründe, wenn man trotz angemessener Zubettgehzeit morgens wie gerädert aufwacht.

Wacher Geist

Eine Studie an der Universität Otago (Neuseeland) hat wieder bestätigt, dass ausreichend Schlaf als wesentlicher Faktor nicht nur den Körper fit hält. So stellte Shay-Ruby Wickham, Hauptautorin der Studie, fest, dass Schlaf sich besonders stark auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden auswirkt. Das Problem: Allgemein nimmt die Schlafqualität der Menschen seit Jahren ab. Gründe sind etwa beruflicher oder familiärer Stress sowie schlechte Gewohnheiten (wie schweres Essen und  zu viel Alkohol am Abend oder das Mitnehmen des Smartphones ins Bett). Die Coronapandemie hat  ihr übriges getan, um Angststörungen, Depressionen und eben Schlafstörungen zu fördern. Die Nachtruhe kann aber auch durch weniger Offensichtliches erheblich gestört  werden.

Schnarchen ist meist nur unter dem Aspekt der Lärmbelästigung ein Thema. Es stellt an sich keine gesundheitliche Gefahr dar und muss nicht behandelt werden. Aber: Bei vier Prozent der Männer und zwei Prozent der Frauen steckt ein ernstes, chronisches Leiden dahinter, das oft lange unentdeckt bleibt: die obstruktive Schlafapnoe.    

Hinhören

Typisch ist ein heftiges und unregelmäßiges Schnarchen mit Atemaussetzern und wiederholtem Aufwachen, woran man sich aber tags darauf nicht erinnern kann. Bei der Schlafapnoe führt eine erschlaffte Rachenmuskulatur zum mechanischen Verschluss der oberen Atemwege. Dadurch stoppt der Atemfluss mindestens fünfmal, in schweren Fällen sogar mehr als 30-mal pro Stunde. Das Ersticken löst eine Sekunden dauernde Weckreaktion aus, die auch die Spannung der Rachenmuskeln für eine Weile wiederherstellt. Dieser fragmentierte Schlaf begünstigt neben Tagesmüdigkeit Vergesslichkeit, depressive Verstimmungen, Potenzstörungen, Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Betroffene sind meist 50 plus,   übergewichtig oder von einer Schilddrüsenunterfunktion betroffen. Liegt der Verdacht einer Apnoe nahe, verschaffen eine Schlafdiagnostik im Schlaflabor oder eine nicht so umfangreiche ambulante Schlafdiagnostik, auch Polygrafie genannt, Klarheit. Bei letzterer handelt es sich um ein portables System, ähnlich einem 24-Stunden-EKG, für zu Hause.

Dank einer  Atemmaske finden Betroffene für gewöhnlich zu einem  erholsamen Schlaf zurück. Die Alternative ist eine kostspielige, vom Zahnarzt angefertigte Protrusionsschiene, die den Rachenraum öffnet, oder ein Zungenschrittmacher, der aus einem den Zungennerv umschließendem Elektrodensystem und einem Generator im Brustbereich besteht und verhindert, dass die Zunge im Schlaf nach hinten fällt. In schweren Fällen hilft eine Operation.

Was die Symptome bessern kann, ist abnehmen. Als Richtwert gilt: Schon zehn Prozent weniger Körpergewicht kann  die Atemaussetzer um bis zu ein Viertel reduzieren.

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