10 Mythen über das Frieren: Welche wahr sind, welche nicht

Nicht alles, was gemeinhin wärmen soll, ist wissenschaftlich belegt, weiß der Physiologe Michael Fischer.

Dass der Körper sich gegen Schnupfenviren nur schwer wehren kann, wenn es kalt ist, ist schon länger bekannt. Doch warum das so ist, ist noch unklar. Eine mögliche Erklärung bietet eine neue Studie: Danach wird die Virus-Abwehr in der Nase bei Kälte deutlich geschwächt, wie ein Blick in die Nasenschleimhaut zeigt.

Diese wurde einmal bei einer Temperatur von 23,3 °C untersucht und einmal, nachdem sie 15 Minuten einer Raumtemperatur von 4,4 °C ausgesetzt wurde. Die Wissenschafter schauten sich danach die sogenannten Extrazellulären Vesikel der Schleimhaut an, die sich mit ihren Oberflächen-Rezeptoren an die Rhinoviren binden. Ergebnis: Bei Kälte werden weitaus weniger dieser Vesikel gebildet – somit ist dieser Teil der Immunabwehr geschwächt. Dass sich die Menschen da eher erkälten, ist logisch.

Mehr Energie

Was im Körper passiert, wenn es draußen kalt ist, erklärt Michael Fischer von der MedUni Wien: „Der Körper versucht den Energieverbrauch hochzusetzen – schafft das aber nicht in ausreichendem Maße.“

Und es kommt noch schlimmer: „Während unser Körper sich nach drei bis vier Tagen an Hitze gewöhnen kann, indem er mehr schwitzt, passiert bei Kälte genau das Gegenteil. Er setzt den Energieverbrauch hinunter“, weiß der Physiologe. Das hat evolutionäre Gründe. Über Jahrtausende bedeutete der Kälteeinbruch, dass jetzt karge Zeiten bevorstehen, und wer den Energieumsatz senken konnte, war klar im Vorteil.

    Die Evolution ist auch „schuld“ daran, dass Männer weniger frieren. „Frauen haben mehr Fettressourcen, was zumindest früher für das Überleben des Nachwuchses hilfreich gewesen sein dürfte – sie haben deshalb weniger Muskelmasse. Ihr fettfreies Gewebe hat allerdings einen genau so hohen Energieumsatz wie der der Männer“, sagt Fischer. Und er weiß, welche Kältetipps wissenschaftlichen Studien standhalten und welche nur Mythen sind.

    1. Essen: Im Winter sollte man nicht hungrig aus dem Haus gehen. Nach dem Essen erhöht sich der Energieumsatz, insbesondere proteinreiche  Nahrung hilft – Diät sollte man deshalb jetzt keine machen.  
    2. Punsch: Alkohol erweitert die Gefäße, weshalb man   das Gefühl hat, nicht zu frieren. Doch das Gegenteil ist der Fall: Mehr  Körperwärme gelangt an die Oberfläche und man kühlt schneller aus, ohne dass man es merkt. Ein warmer Tee ist  besser – er wärmt zwar nicht, lässt den Körper aber auch nicht auskühlen. 
    3. Vitamin D: Ein Mangel an Vitamin D oder Zink sollte auf jeden Fall ausgeglichen werden. Mehr hilft aber nicht mehr.
    4. Schilddrüse: Die Hormone TSH, T3 und T4 sind für den Stoffwechsel verantwortlich. Heißt:  Menschen mit Schilddrüsenüberfunktion frieren wesentlich später 
      als  Menschen mit Unterfunktion.  
    5. Sport: Wer regelmäßig trainiert, baut Muskeln auf, steigert den Gesamtumsatz und friert später. Sport ist also die beste Prophylaxe, wenn man nicht frieren will.
    6. Stehen: Wer derzeit lange frierend an der Bushaltestelle steht, sollte sich bewegen. Im Bus oder der Bim kann man zwar nicht gehen, aber stehen: Das verbraucht mehr Energie.
    7. Sauna: Es gibt keine soliden wissenschaftlichen Belege dafür, dass Wechselduschen und die Kälteexposition nach der Sauna das Immunsystem in medizinisch relevanten Ausmaß trainieren.
    8. Bad: Wasser leitet Wärme wesentlich besserer als Luft.  Wer im kalten Wasser schwimmt, kühlt aus. Ein heißes Bad wärmt hingegen den  Körper schnell nach einem  Winterspaziergang. 
    9. Haube: Kopf, Hände und Füße kühlen am schnellsten aus, weshalb man diese vor Kälte schützen sollte. Ein Klickpad in der Tasche tut im Winter  gute Dienste.
    10. Maske: Sie hilft nicht nur, die Nasenschleimhaut zu schützen, sondern schützt auch davor, dass Nase und Gesicht abkühlen. 
    Ute Brühl

    Über Ute Brühl

    Meist schreibe ich über so ernste Dinge wie Schule und Wissenschaft. Daneben widme ich mich immer wieder den schönen und heiteren Dinge des Lebens - dem guten Essen oder dem Gärtnern zum Beispiel.

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