Was kommt nach dem Tonic? Diese Drinks füllen künftig die Gläser

Kaum ein Filler, der so universell einsetzbar wäre. Doch es gibt noch mehr als die bittersüße Limonade.

Seit rund 15 Jahren sind Tonics aus der Barszene nicht mehr wegzudenken, was besonders dem Revival des Gin Tonic geschuldet ist. Weil auch hinter der Bar Wechsel das einzig Beständige ist, fragen sich seit geraumer Zeit Experten: Was kommt nach dem Tonic? Und falls etwas kommt, was?

Unbestritten ist Tonic Water als Filler so universell einsetzbar wie kaum ein anderer. Es harmoniert mit Wodka und Wermut ebenso wie mit Lillet. Heinz Kaiser, der die Aufs und Abs der Barszene seit den 1980er-Jahren kennt, glaubt nicht an ein Ende des Tonics. "Es hält sich seit 200 Jahren, da wird sich nichts dran ändern.“ 

Charakter und Frucht

Was der Chef von "Dino’s Apothecary Bar“  in Wien aber prognostiziert: "Der Charakter der Tonics wird sich weiter verändern.“ Das zeigen die Entwicklungen der vergangenen Jahre. "Süßere Tonics werden verschwinden, man sieht schon jetzt, dass manche Hersteller in Richtung trocken gehen, mit herberen Noten und weniger Zucker.“ 

Auch mit Fruchtauszügen wollen einige Hersteller ihr Sortiment aufpeppen, bemerkt er. Ähnlich sieht man auch beim deutschen Magazin Mixology die Entwicklung. Deren Experten gehen davon aus, dass statt klassischer Bitterlimonaden mehr fruchtige Alternativen auf den Markt kommen werden. Das merkt man bereits: Grapefruit, Pfirsich oder Blutorange sind nicht ungewöhnlich für Filler.

Manche verschwinden nach wenigen Saisonen wieder. Sie werden ausprobiert bzw. verkostet, dann greift man wieder zum Bekannten. "Der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier“, resümiert Barkeeperin Katharina Schwaller. Kaiser ergänzt: "Die Firmen experimentieren mit neuen Flavours und Marketing. Die meisten sind wieder schnell weg vom Markt.“

Soda, ohne Himbeer

Vielleicht muss die Filler-Welt  gar nicht neu erfunden werden. Was die Größenordnung betrifft, sieht  Katharina Schwaller lediglich ein Getränk, das dem Tonic derzeit Konkurrenz macht. "Das einzig Relevante neben Tonic ist derzeit Soda.“ Ähnlich vielfältig sei es und funktioniere mit vielen Spirituosen gut: Gin, Wodka, Whiskey – die Liste ist lang. Die Barkeeperin gesteht, mittlerweile auch selbst lieber Gin Soda zu trinken. "Es ist einfach erfrischender.“ 

Schlicht mit Kohlensäure versetztes Wasser mit Alkohol zu mischen, hat allerdings nicht nur bei Wein eine lange Tradition. Heinz Kaiser erinnert etwa an den Klassiker "Rickey“, der auf Joe Rickey, einen Abgeordneten aus Washington D. C. im 19. Jahrhundert, zurückgeht. Er präferierte weniger Süße in seinem Drink und mischte seinen Bourbon kurzerhand mit Soda. Und  Limettensaft. 

Der "Bourbon Rickey“ fand schnell nicht nur viele Fans, sondern wurde bald auch mit anderen Spirituosen gemixt. Am erfolgreichsten vermutlich als "Gin Rickey“, der auch im  1925 erschienenen Literaturklassiker „Der große Gatsby“ einen noblen Auftritt hatte. Was ihn von  aktuellen Soda-Mischungen unterscheidet, sei lediglich der Verzicht auf den Limettensaft, betont Kaiser. 

Rezept: Gin Rickey

Zutaten

  • 50 ml London Dry Gin  
  • 25 ml frischer 
  • Limettensaft 
  • 10 ml Zuckersirup  
  • 80 ml Soda  
  • 1/4 Limette  

Zubereitung

Gin, Limettensaft und Zuckersirup im Shaker kräftig shaken. In ein Glas mit Eiswürfeln gießen, mit Soda auffüllen und  mit Limette garnieren.

Worin sich die beiden Bar-Kenner allerdings einig sind: Auch wenn derzeit nichts in Sicht ist, das "wirklich groß“ werden könnte – es tut sich immer etwas. Und einmal mehr muss die Renaissance eines Getränks hier erwähnt werden: jene von Ginger Beer. "Das wird zunehmend ein Thema“, sagt Schwaller, die dem süßlichen, kohlensäurehaltigen Getränk mit  leichter Ingwerschärfe prognostiziert,  zu einer "relevanten Größe unter den Fillern“ zu werden.  

Rezept: Tequila Frizz

Zutaten

  • 6 cl Tequila
  • 4 cl frischer 
  • Zitronensaft
  • 2 cl Zuckersirup
  • Soda

Zubereitung

Tequila, Zitronensaft und Zuckersirup in einem Shaker auf Eis shaken. In ein Glas mit Eiswürfeln abseihen und mit Soda auffüllen

Bier-Verwirrung

Der Name "Beer“ ,also Bier, geht auf die Ursprünge in Großbritannien im 18. Jahrhundert zurück, Großteils handelt es sich heute aber um eine Limonade. Heinz Kaiser, selbst studierter Pharmazeut, erinnert daran, dass Ginger Beer –  so wie auch Tonic und  Cola – einst Apothekerwaren waren. "Das waren Jahrhunderterfindungen, die aber zufällig entstanden.“ Heute gezielt ein Produkt zu entwickeln, brauche viel mehr. "Geschmack und Mischung sind wichtig,  dann aber noch Marketing und ein guter Vertrieb.“ 

Er ortet nur ein Getränk, das "etwas wirklich Neues unter den Fillern“ lieferte. Es kommt aus Österreich, trägt das Logo eines Bullen und ist weltweit bekannt. "Und dieser letzte unter den wirklich neuen Fillern entstand auch schon vor mittlerweile 30 Jahren.“

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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