Wieso Mischkulanzen durchaus für guten Wein stehen können

Beim Gemischten Satz werden verschiedene Rebsorten aus einem Weingarten gemeinsam gelesen und verarbeitet. Genau das macht den Reiz aus.

Der Mensch neigt zur Skepsis gegenüber allem Gemischten, wenn es sich nicht gerade um Cocktails handelt. Schon bei Hunden gilt die reinrassige Abstammung als edler als der ordinäre Mischling, obwohl letzterer meist robuster ist. Mischkulanzen empfindet man gerne als unberechenbar, ja anrüchig. Kein Wunder, dass auch der Gemischte Satz vielen Edeltrinkern nicht geheuer ist. Verschiedene Rebsorten aus einem Weingarten werden dabei gemeinsam gelesen und verarbeitet. Selbst der Winzer weiß nicht immer genau, was dabei ist. Darin liegt der Reiz – sorgt doch der Mix für Spannung und vielschichtige Aromen. Früher wusste man das zu schätzen, die unterschiedlichen Reifestadien der Sorten sicherten zudem den Ertrag. Vernichtete etwa Frost oder Hagel die frühreifenden Rebsorten während der Blüte, blieben immer noch die spätreifenden. Eine nicht unkluge Strategie, die mit Einzug von Technik und Chemie, vor allem aber mit dem Trend zu reinsortigen Weinen hinfällig erschien. 

Von da an rümpften Weinkenner die Nase vor allem über das, was gemischt daherkam. Eine Handvoll Wiener Winzer nahm sich vor einiger Zeit der Mischlinge an, zerrten sie aus der Schmuddelecke und etablierten sie in der feinen Gesellschaft. Der "Wiener Gemischte Satz" wurde zur geschützten Marke mit Regelwerk und erhielt sogar das Slow-Food-Gütesiegel. Heute gedeiht Gemischter Satz wieder in allen Anbauregionen. Beileibe nicht alle zeigen aber auch ihre wilde, ungezähmte Natur. Oft werden sie niedergebügelt zum blutleeren Getränk.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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