Zu sehen sind Pannonische Weinreben

Johannistag: In der Stadt vergessen, im Weingarten gefeiert

Am 24. Juni feiern Winzer Johanni: In der Stadt längst vergessen, in der Bio-Weinwirtschaft ein Schlüsselmoment im Jahr.

Der urbane Mensch hat mitunter die Nähe zu Natur und Tradition verloren. Damit sind weder volkstümelnde Gesinnung oder inszenierter Influencer-Lifestyle noch ästhetisch aufbereiteter Nostalgiekitsch diverser Brauchtumsmagazine gemeint. Feiertage sind für viele lediglich die Chance auf einen verlängerten Wochenendtrip und Lostage überhaupt ein Fremdwort.

So kennt kaum jemand den Johannistag, der gerade – am 24. Juni – war. Er ist in der Landwirtschaft ein besonderer Stichtag, der das Ende der Schafskälte feiert und als wegweisend für das Sommerwetter gilt.

In der Weinwirtschaft geht zu diesem Zeitraum das Wachstum der Rebe in die Reife über. Insbesondere in der biologischen Weinwirtschaft ist Johanni wichtig – ohne Pestizideinsatz ist man der Natur und deren Wetterkapriolen besonders ausgesetzt. So versucht man das ganze Jahr über die Reben mit allerlei natürlichen Maßnahmen zu stärken.

Zu Johanni etwa wird in der Biodynamie ein Hornkiesel-Präparat im Weingarten ausgebracht, das die Pflanze in dieser Phase unterstützen soll. Die Winzergruppe Respekt, der hervorragende heimische und internationale Weingüter angehören, feiert Johanni alljährlich mit einem rauschenden Fest.

Dabei entzündet man nachts ein großes Feuer, das symbolisch alle Dämonen vertreiben soll. Vor allem der gefürchtete Hagel-Dämon, der gerne ganze Weinernten in Sekunden vernichtet. Das mag urbane Menschen befremden – allein wir sind der Natur ja nicht ausgeliefert – schlimmstenfalls fällt halt ein Wochenendtrip ins Wasser.

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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