Flaschenpost: Beschwingt in den Frühling
Immer mehr Winzer produzieren filigrane Weine mit Substanz. Ideal für die kommenden Temperaturen.
Wenn sich der Frühling nach einem nicht enden wollenden Winter ankündigt und die Natur sich wieder aufbrezelt, fühlt sich alles gleich viel leichter an. Spätestens jetzt hat man wohl auch genug von schweren Weinen, die auf die Stimmung drücken. Die Zeichen stehen auf beschwingt. Immer noch gelten Weine unterhalb der 12 Promillegrenze Kennern als minderwertig, mitunter als übel beleumundet. Kein Wunder, kommen die Leichtgewichte nicht immer aus den besten Lagen und werden noch im Embryonalstadium abgefüllt. Entsprechend versieht man sie dann auch gerne mit infantilen Namen. Bekommt ein Wein jedoch nicht die Zeit, die er braucht, um sich zu entwickeln, schrammt er schon mal gerne an der Grenze zur sensorischen Belanglosigkeit– zuweilen auch darüber. Da ist dann auch schnell Schluss mit beschwingt, denn Heiterkeit ohne Tiefgang bedeutet bloß gähnende Leere.
Glücklicherweise haben immer mehr Winzer ein Einsehen und produzieren filigrane Weine mit Substanz. Sie werden einen Zacken früher gelesen. Und zwar dann, wenn die Trauben reif, aber nicht überreif sind – die Zuckerwerte also nicht in lichte Höhen schießen. Im Keller lässt man ihnen Zeit und Ruhe angedeihen, traktiert sie nicht mit vermeintlichen Optimierungsmaßnahmen. Wenn sie dann auch noch unfiltriert abgefüllt werden, verspricht das geschmackliche Vielschichtigkeit. Das will gekonnt sein, denn leicht ist nicht leicht.
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