Was Weichseln so besonders macht und wie sie am besten schmecken

Wir lassen uns für ihre Säure begeistern und sammeln Rezepte für die karge Zeit im Winter. So gibt es das ganze Jahr über mit Weichseln aus dem Glas ein wenig Sommerglück auf dem Teller.

Ich sitze im Café und warte auf eine Freundin, um mit ihr bei einem kleinen Frühstück ihren Geburtstag nachzufeiern. Mein Blick fällt nach draußen auf Erols „Gemüsegarten“, wie er seinen Marktstand liebevoll nennt. Auch nach so vielen Jahren kann ich mich an der bunten Pracht nicht satt sehen. Da fällt mein Blick auf eine Steige Weichseln und ich laufe schnell hinüber, um mir ein Sackerl davon zu holen.

„Weichseln haben gerade Saison“, erzählt mir Erol. „Allerdings werden meistens ihre süßen Schwestern, die Kirschen, gekauft. Weichseln brauchen ein bisschen mehr Liebe!“, lacht er mich an. Ich erinnere mich an meine erste Weichselbegegnung als Kind und die herbe Enttäuschung, als ich in die selbst gebrockte Weichsel von Omas Baum biss. Gut, dass ich heutzutage backtechnisch versiert bin und die Vorzüge der Fruchtsäure zu schätzen weiß. „Weichseln sind in der Küche viel interessanter als Kirschen“, erzähle ich dem Geburtstagskind. „Im Café schummeln wir uns mit den tiefgefrorenen Früchten durch den Winter, wenn frische Früchte Mangelware sind. Darum gibt es bei uns jeden Tag einen Mohnkuchen mit Weichseln und Streuseln oder eine Weichseltarte mit Mandelcreme, Schokostückchen und Mandelbaiser. Für den Weichselstrudel brauchst du aber frische Früchte, den gibt es nur jetzt.“ „Spuckerlstrudel“ hat ihn meine Oma immer genannt“, begeistert sich meine Freundin, „den lieben meine Kinder immer noch, und das Kernespucken ist auch lustig“.

Später gehe ich zu Daniel in die Küche, um ihn nach Weichselerlebnissen zu befragen. „Einen Karamellansatz mit Weichselsaft machen, guten Essig dazu für die Säure geben, ein wenig Kaffee, Ingwer und Bohnenkraut – fertig ist der Sud für die Weichseln. Passen perfekt zu Risotto, bald gibt’s ja auch schon Eierschwammerl! Oder auch zu jedem Sommersalat“, ist seine Antwort. Was habe ich für ein Glück, mit Menschen zusammenzusein, die genauso verrückt nach Essen sind wie ich?

Bedeutsamkeiten

Da kann ich nicht anders, als mit einer anderen Leidenschaft zu kontern, der Suche nach Worten und ihrer Bedeutung. „Wisst ihr, dass Weichseln auch Schattenmorellen heißen?“, frage ich in die Runde, die sich in unserer engen Küche gebildet hat. „Nach ihrem französischen Namen „Chatel Morel“.

Zuhause in meiner Küche backe ich einen Schokokuchen für den Liebsten und plane dabei gleich die Nachspeise für unsere Tarockrunde morgen mit. Die Weichseln werden entkernt, dann zimtig eingelegt, die Pariser Creme aufgeschlagen, alles wird schön in Gläser geschichtet. Gut, dass der Liebste wieder seinen Rumtopf ansetzt und wir so Unmengen von Rum zuhause haben. Voilà mein internationales Dessert: vom Schwarzwald inspiriert – das bin ich den Morellen schuldig – der Name amerikanisch, die Creme französisch, das macht doch gleich Lust auf Balkonien. Oder wohin geht’s bei euch im Urlaub?

Über Nicole Ott

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