Warm statt kalt: Warum jetzt sogar Essiggurkerln frittiert werden

Je ungewöhnlicher, desto größer das Aufsehen: Die beliebte Jausenbeilage avanciert in den sozialen Medien zum warmen Snack.

Für den typischen österreichischen Gaumen mag diese kulinarische Idee, Essiggurkerl zu frittieren, gefährlich nach einer Geschichte aus der berüchtigten Saure-Gurken-Zeit klingen. Oder schlimmer noch: Fake-News. In der Realität, und zwar nicht nur jener des weltweiten Netzes, schaut es allerdings ganz nach einem Food-Trend aus. Die Rezepte werden immer mehr, und sogar der Begriff „Trendfood“ fällt bereits. Höchste Zeit also für eine (verbale) Verkostung.

Gewöhnungsbedürftig

Auch wenn sich bei manchen schon beim Gedanken an warme Essiggurkerl der Magen umdreht, ist die steigende Vorliebe dafür nicht von der Hand zu weisen. Sogar vielfältig variierbar seien die Sticks oder Scheibchen. Und allein durch diese schon sehr unterschiedlichen Grundgeschmäcker von essigsauer bis süß-sauer schmecken sie vermutlich nie gleich. Besonders durch die Kombination der typischen Gewürzgurken-Note mit heißem Fett.

Am Teller lässt sich dann gut variieren, was Menschen, die Abwechslung mögen, als Argument für den ungewöhnlichen Snack anführen. Ob als g’schmackige Beilage zu Gegrilltem oder als originäre Vorspeise mit Joghurt-Mayonnaise-Dip ist alles möglich. Die klassische Begleitung ist allerdings Sour Cream.

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Nichts Neues

Die panierten und frittierten Gurkerln mögen für unseren Gaumen mitunter ungewöhnlich daherkommen –  neu sind sie in der kulinarischen Welt nicht. Wie viele Speisen kommen auch sie ursprünglich aus den USA. Vor allem in den Südstaaten, wo sich seit jeher die unterschiedlichsten Koch- und Geschmackstraditionen zusammenfinden, kennt man sie schon lange als „fried pickles“. Erstmals tauchten sie  in den 1960er-Jahren in der US-Kulinarik auf, das älteste Zeitungsrezept stammt aus dem Jahr 1962 und war mit „French Fried Pickles“ getitelt.

Damit ist eigentlich bereits alles gesagt: „Pickles“ bezeichnet im Englischen Gemüse, das in Essigsud eingelegt wird, „French Fries“ sind frittierte Pommes frites, French Fried ist alles, was frittiert ist. „Dill pickles“, also klassische Essiggurken in einer Dillmarinade, standen angeblich ab 1963 in einem Restaurant im  Südstaatenstaat Arkansas auf der Karte. Dort entstand sogar ein jährliches Fest für die frittierten Gurken, die heute in den gesamten USA bekannt ist.

Variable Panier

Was die Panier angeht, ist  Während die French Fried Pickles noch süß-saure Gewürzgurkenscheiben in einen Pancake-Teig getaucht und herausgebacken. Heute greifen die meisten zur klassischen Panade aus Mehl, Eiern und Bröseln. Doch auch da kann man hervorragend experimentieren: nach Vorliebe von klassischem Paprikapulver über rauchigen Barbecue- bis zu exotischen Gewürzen. Und wer Kalorien einsparen möchte, kann seine panierten Gewürzgurkerln außer in der Heißluftfritteuse auch ins Rohr schieben und backen.

Ingrid Teufl

Über Ingrid Teufl

Redakteurin im Ressort Lebensart. Gesundheit, Wellness, Lifestyle, Genuss. Seit 1997 beim KURIER, Studium Geschichte/Publizistik, Germanistik, Politikwissenschaften [Mag.phil.] Mag Menschen, Landschaften und Dinge, die gut tun, gut schmecken, gut riechen, neu sind.....und darüber schreiben.

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