Verbutzt: Herbstliche Apfellust

Im Oktober lachen uns die frisch gepflückten Äpfel mit ihren roten Bäckchen an. Ob für Strudel, Kuchen oder zum Verspeisen – die Apfelfrau am Markt weiß immer Rat und sucht uns aus all den bunten Sorten den passenden Apfel aus.

Der Markt hat sich in sein schönstes Herbstkleid gehüllt, als ich an diesem Oktobertag zum Café eile. Ich bleibe bei unserem Apfelstand stehen, um die vielen verschiedenen Sorten zu bewundern. „Natürlich hab ich Strudeläpfel“, lacht die Standlerin einen jungen Mann an, der sein mitgebrachtes Leinensackerl in der Hand hält. „Die Apfelschalen werden bei uns zu Hause im Rohr getrocknet und den Kindern als gesunder Snack in die Schule mitgegeben. Ein bisschen was Süßes darf schon sein“, meint der junge Vater augenzwinkernd. Ich blicke auf die vielen bunten Äpfel, die in allen Herbstfarben und mit roten Apfelbäckchen vor sich hin strahlen und herbstliche Apfellust überkommt mich. 

Im Café erblicke ich in der Küche eingelegte Apfelbällchen und frage Daniel sofort nach dem Rezept. „Ganz einfach“, sagt er da und zeigt auf einen Topf mit blubbernder Flüssigkeit. „Du nimmt Apfelsaft und Essig im Verhältnis 1:1, dazu kommen Senfsamen und Gewürze wie Fenchel, Koriander, Kardamom. Dann lässt du alles ein wenig verkochen, bis die Senfsamen zerplatzen“, und schwupps schüttet er diesen Saft über die vorbereiteten Apfelkugeln. Der Gewürzapfel ist fertig und bildet mit anderen Herbstkindern wie Nüssen und Sellerie unseren Wochensalat.

Tipp

Rohe Äpfel mit Zitronensaft einreiben, damit sie sich nicht verfärben

Zu Hause schäle ich die Backäpfel und sautiere sie in Butter und Zucker. Sie schmecken wunderbar säuerlich, die Apfelfrau hat mich gut beraten. Die Schalen werden getrocknet, die Apfelreste zu Mus verarbeitet – ach, Obst „mit Butz und Stingl“  zu verwenden fühlt sich so herrlich weltverbessernd an! 

Der Liebste kommt in die Küche und stibitzt  geschälte Apfelhälften. Dafür muss er sich meine Küchenweisheiten anhören. „Stell dir vor, der Apfelbaum kommt ursprünglich aus Asien, erst die Römer haben ihn mitgebracht und unseren Vorfahren gezeigt, wie Obstbau funktioniert“. „Ich hab gedacht, den Apfel gibt es seit Adam und Evas Zeiten“, meint er. „Nicht ganz, bei uns ist der Apfel die Frucht vom berühmten Baum der Erkenntnis, anderswo ist es die Feige oder der Granatapfel. Außerdem gibt es den Apfel in vielen Märchen und Legenden, denk an den Zankapfel der Göttinnen oder Schneewittchens Kostprobe vom verhexten Apfel. Und angeblich hat Newton die Schwerkraft entdeckt, als ihm während eines Mittagsschläfchens ein Apfel auf den Kopf fiel.“

Hält den Doktor fern

Zum sonntäglichen Familienessen gibt es die praktischen Apfeltartes als Nachspeise. Ich schiebe sie ins Rohr, während wir die Hauptspeise essen, heimeliger Apfelkuchenduft zieht durch die Wohnung. Die vorgebackenen Mürbteigböden wecken die ersten Sehnsüchte nach Weihnachtskeks, die weichen Äpfel kontrastieren wunderbar mit dem knusprigen Mandelbelag. „An apple a day keeps the doctor away“, erzähle ich meinen Lieben, „Glaubt ihr, zählt eine Apfeltarte auch?“  

Über Nicole Ott

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