Süßkartoffel

Süßkartoffel bringen leuchtendes Orange in den Winter

Erste Frühlingsblumen bringen Farbe ins winterliche Leben. Auf unseren Tellern leuchtet es Orange und verheißt kulinarische Frühlingsgefühle.

Endlich Februar – der Monat der ersten Farben in der Natur. In meiner Freundinnengruppe beginnt zu dieser Zeit alljährlich der Wettbewerb um das Foto der ersten Frühlingsblume. Wird es heuer ein Winterling oder doch ein Schneeglöckchen sein, das in das neugewonnene Licht blinzelt? 

Mit diesen schönen Gedanken eile ich über den Markt, während der Winterhimmel meinen Sehnsüchten trotzt und zarte Schneeflocken auf die Erde schickt. 

Endlich ist Erol aus seinem wohlverdienten Urlaub zurück und erzählt mir lachend von der Wintersonne in seinem zweiten Zuhause in Bulgarien und der schönen Zeit mit seiner Familie.

Nie sind Blutorangen frischer und reifer als jetzt

Ich betrachte die Fülle an buntem Obst und Gemüse und ja, nun ist es beschlossen: Ich bin eindeutig in meiner orangen Phase. Mir stechen die wunderschön marmorierten Blutorangen ins Auge, sie haben zu dieser Jahreszeit den Höhepunkt ihrer Frische und Reife. 

Auf der Gemüseseite des Standes liegen neben den anderen Knollen unscheinbare Süßkartoffeln, die erst beim Schneiden ihre feuerorange Farbe preisgeben. "Her mit dem Beta-Carotin", denke ich und schnappe mir ein paar Exemplare. 

Zuhause in meiner Küche staune ich wie so oft über unsere Essensgewohnheiten. Waren mir Süßkartoffeln in meiner Kindheit gänzlich unbekannt, sind sie mit unseren offenen Grenzen auch in Österreichs Küchen angekommen. Dazugekommen sind unsere Reisen in ferne Länder, wo wir fremde Kulturen und Speisen kennenlernen. 

Waren früher schon Pizza und Sushi exotisch, kennt heute jedes Kind Curry und Kebab. In diesem Sinn schnipsel ich fröhlich drauflos. 

Die Süßkartoffeln bekommen eine feurige Marinade aus Harissa, das nehme ich als kleinen Gruß aus der Levante. Eine Zimtstange passt perfekt zu den Paradeisern und macht sich auch im Curry gut. Für den ultimativen Geschmack brutzle ich ein "Soffrito" aus Zwiebeln, Karotten und Stangenzeller, genau so, wie ich es in Italien gelernt habe.

Die Linsen allerdings kommen in Bioqualität aus Österreich und vom Berg, sind wunderbar knackig und wohltuend regional. Selbst gekochter Gemüsefond macht das Essen noch einmal gesünder, ich habe auch nicht vergessen, beim Kochen auf das Salz zu verzichten, damit die Linsen brav weich werden. Gewürzt wird später! 

Tipp

Süßkartoffeln bei ca. 10-15 Grad lagern, nicht im Kühlschrank aufbewahren

 

Als die Süßkartoffeln aus dem Ofen kommen, kann ich nicht widerstehen und nasche ein paar als späten Mittagssnack. 

Als ich später meinen internationalen Eintopf serviere, rätseln der Liebste und ich, wie viele Sprachen bei uns im Café und bei ihm im Büro gesprochen werden. Ich komme auf die erstaunliche Zahl 10, davon bin ich selber beeindruckt.

Damit kommen unterschiedliche Kulturen, Geschichten und Essensgewohnheiten, vereint in der Liebe zum Kochen, Backen und zu den Gästen. 

Ob bei der Süßkartoffel oder im Leben, es ist doch die bunte Mischung, die den Regenbogen macht!

Zur Person

Zur Person

Nicole Ott ist Köchin, Gastronomin und Kochbuchautorin. Am Wiener Kutschkermarkt führt sie das Café Himmelblau

Über Nicole Ott

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