Mandarinen

Die köstlichste Farbe im Winter: knallorange

Wir haben am Markt das neue Jahr hereingelassen und den frischen Wind des Südens, Lust auf Frische, Saftigkeit und leuchtende Farben.

Ich schlendere über den Markt, der sich in dieser ersten Jännerwoche von seiner ruhigen Seite zeigt. War es vor ein paar Tagen für den Silvester-Einkauf noch trubelig, sind nun die stillen Stunden eingekehrt. "Fast besinnlicher als in der Vorweihnachtszeit", schmunzele ich und hole mir bei Erol schnell ein paar knallorange Mandarinen.

"Habt ihr gewusst, dass Mandarinen aus China kommen und wahrscheinlich nach den gleichnamigen Beamten benannt sind?", frage ich die Standler. 

Die Hauptsache ist allerdings, dass die edlen Früchte wenig Kerne haben und eine dünne Schale, und so werden mir gleich ein paar zum Kosten angeboten. "Du musst auf die Blätter achten, wenn sie noch ganz prall sind, ist das ein Zeichen für die Frische der Früchte", verrät mir Erol seinen Obsthändlertrick. Was würde ich nur ohne meine Standler machen?

Aroma und Frische

Im Café schäle ich die Früchte für mein Team und dabei tauschen wir Mandarinengeschichten aus. "Die Saison beginnt für mich mit dem Nikolosackerl", erzähle ich den jungen Mitarbeiterinnen. "Je kleiner, desto süßer", behauptet eine junge Studentin, "ist der beste Snack nach dem Training, und voller Vitamin C. Das brauche ich zu dieser Jahreszeit besonders". 

Das mag ja alles stimmen, aber mich interessiert neben der Gesundheit vor allem die Frische und das Aroma der Schale in meiner Küche. Im Jänner, wenn uns die Winterwinde um die Ohren brausen und die Kälte die Stadt ereilt, habe ich das Bedürfnis nach Frische und Farbe.

Im Dezember gibt es bei uns bis zu Silvester Schmorgerichte mit molligen Beilagen, zu Mitternacht mache ich die Türen auf, damit das neue Jahr zu uns hereinfindet. Mit diesem frischen Wind kommen am nächsten Tag schon Tulpen auf den Tisch und zum Neujahrskonzert frisch-fruchtige Häppchen. In diesem Sinn eile ich nach Hause, um einen Jännersalat zu kreieren.

Tipp

Beim Einkauf auf pralle, schwere Früchte achten. 
 

Wie oft bin ich in der Kaffeehausküche überwältigt vom Agrumenaroma, wenn Daniel die Schalen von den Mandarinen in den Salat reibt. Das Thema ist die Farbe "Morgenhimmelorange" – da passen Karotten perfekt dazu. Stangenzeller gibt Biss und setzt der Süße der Mandarinen einen Kontrapunkt, Quinoa ist gesund und macht Muckis, genauso wie der immer wieder unterschätzte Hüttenkäse. Kresse gibt das Grün, nach dem ich mich jetzt schon wieder in der Natur sehne – die Mandarinenspalten geballte Saftigkeit. Die Oliven sind derzeit meine Geheimzutat, um salzige Bitternoten in ein Gericht zu bringen, außerdem eine Reminiszenz an den sizilianischen Orangensalat. (Und an das Pipsi, das Oliven zur absoluten Lieblingsfrucht erklärt hat). 

Der Liebste kommt in die Küche, schaut mir über die Schulter und ist nicht davon abzubringen, ein paar Löffel vom Salat zu naschen. "Bei Mandarinen ist wohl die wichtigste Frage: Isst du sie mit Fluzerl oder ohne?", lacht er mich an. "Natürlich zupfe ich die weiße Haut herunter, sonst bekomme ich Gänsehaut", antworte ich. Und wie haltet ihr es so?

Zur Person

Zur Person

Nicole Ott ist Köchin, Gastronomin und Kochbuchautorin. Am Wiener Kutschkermarkt führt sie das Café Himmelblau

Über Nicole Ott

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