Flaschenpost: Ressentiment gegen Rosa

Alle Jahre wieder  wird hierzulande zu Sommerbeginn der „Hype um den Rosé“ angekündigt. Allein er tritt nie ein.

Aus unerfindlichen Gründen ist den heimischen Trinkern Roséwein nicht geheuer. Möglicherweise entspricht dieser nicht dem derzeit stark ausgeprägten Bedürfnis nach Polarisierung. Weiß oder Rot, dazwischen will man nichts. Nicht Rosé und schon gar nicht Orange. Erstaunlich, dass in einem Land, das es bisher wie kein anderes verstand, herumzulavieren, plötzlich klare Zuordnungen angesagt sind. Man verschanzt sich im jeweiligen Lager oder wie es im Zeitalter der Sozialen Medien heißt, in der eigenen Bubble.


 

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Apropos Bläschen: rosaroter Sprudel wird in unseren Gefilden sehr wohl genossen, wenngleich vorwiegend von Frauen. Richtige Männer, so glaubt man offenbar, trinken nicht rosa. Wacker gießen die sich auch bei Temperaturen von 30 Grad plus brühheiße Rotweine jenseits der 13-Prozent-Marke hinter die Binde. In Frankreich scheint man gegenüber Rosé keine Ressentiments zu hegen: Gerade im Sommer kann er unter Umständen eine elegante Alternative zu Rotwein sein, vorausgesetzt er wurde direkt gepresst. Dabei werden die roten Trauben gequetscht und einige Zeit mit den Schalen eingemaischt. Danach presst man den Most ab und lässt ihn wie Weißwein vergären. Der Kontakt mit der Beerenhaut gibt dem Rosé dann auch Struktur. Guter Rosé kommt naturgemäß aus Top-Lagen und wird entsprechend wohlwollend behandelt. Sonst wird das nie was mit dem Rosé-Hype. 
 

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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