Flaschenpost: Trink dich glücklich

Aroma- oder Bukettsorten wie Traminer, Muskateller oder Muskat Ottonel waren nie der richtige Feger.

Aromarebsorten haben die Eigenschaft, intensiv zu riechen und zu schmecken – und zwar von Haus aus. Werden diese Aromen bei der Vinifikation noch gepusht, entwickeln etwa Traminer, Muskateller oder Muskat Ottonel derart penetrante Auswüchse, dass einem Hören und Sehen, auf jeden Fall aber das Trinken vergeht. Ein önologisches Missverständnis – glaubt man, ohnehin Auffälliges noch fett unterstreichen zu müssen, damit es auch der unsensibelste Gipsgaumen kapiert? Das scheint selbst Otto Normaltrinkern zu heftig, die für gewöhnlich nicht zimperlich sind, wenn es um die Wahl alkoholischer Flüssigkeiten geht. Kurzum: Aroma- oder Bukettsorten waren nie der richtige Feger.

Vielleicht hakte es beim Marketing. Man hätte sich an den subtilen Verkaufsanreizen seltsam duftender Kräutertees, Bodycreams oder Duschbädern orientieren sollen, wo nicht bloß draufsteht was drinnen ist – sondern gleich eine Portion Heile Welt mitgeliefert wird: Mit Namen wie "Glückstrunk“, "Innere Harmonie“ oder "Relaxing Moments“ hätte man die drögen Rebensäfte schon angebracht. Traminer mit penetrantem Rosenaroma wären als "Traum von tausend und einer Nacht“ womöglich zum Megaseller avanciert. Und selbst der plumpste Muskateller hätte als "Oriental Dream“ Chancen gehabt. Im Übrigen gibt es herausragende Muskateller von Lackner-Tinnacher oder Tement, Spitzen-Traminer von Andi Gsellmann oder Gernot Heinrich sowie besten Muskat-Ottonel von Lichtenberger-González. Ganz ohne  verhaltensauffällige Aromen.  

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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