Flaschenpost: Zwischen Ramsch und Realität
Während die Nachfrage nach überteuerten Bordelaiser Fine Wines offensichtlich boomt, wurden kürzlich vom französischen Agrarministerium in derselben Anbauregion 9.500 Hektar Weingärten zur Rodung freigegeben.
Hin und wieder hegt man den Verdacht, die Welt ist nicht ganz dicht. Die Verrücktheit macht naturgemäß auch vor der Weinwelt nicht halt: So schätzt man bei der Weinhandelsbörse Liv-Ex etwa, dass sich der von Experten hochgepriesene Bordeaux-Jahrgang 2022 wohl zum teuersten der Geschichte der ohnehin schon abartig teuren französischen Weinbauregion entwickelt. Namhafte Châteaus verlangen schon jetzt bis zu 40 Prozent mehr als im Vorjahr – zu einem Zeitpunkt, an dem die Weine noch gar nicht gefüllt sind.
Halten sie dann in der Flasche, was sie im Fass versprechen, katapultiert das ihren Wert um ein Vielfaches nach oben. Für diejenigen, die über das nötige Spielgeld verfügen, zahlt sich die Zockerei aus: Sie können ihre in Subskription erworbenen, also vorbestellten und bezahlten, Gewächse wiederum an solche sauteuer verkaufen, die noch mehr Spielgeld besitzen. Der Spaß funktioniert freilich nur bei klingenden Namen, also im obersten Segment – zumindest was die Preise betrifft. Seltsamerweise spricht hier nie jemand vom "Preis-Leistungs-Verhältnis“, während bei jeder guten Flasche aus Österreich, die etwas kostet, gern aufgejault wird.
Während die Nachfrage nach überteuerten Bordelaiser Fine Wines offensichtlich boomt, wurden kürzlich vom französischen Agrarministerium in derselben Anbauregion 9.500 Hektar Weingärten zur Rodung freigegeben. Für jeden Hektar erhalten die Winzer 6.000 Euro. Rebflächen für billigen Ramsch aus Massenweinhaltung, den keiner mehr haben will.
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