Flaschenpost: Was einen guten Sturm ausmacht

Vom verbotenen Zuprosten bis hin zur richtigen Jahreszeit. Über den beliebten Strum gibt es einiges zu wissen.

Hie und da braucht es eine kleine Sentimentalität. Jetzt im Herbst etwa vermag Sturm mitunter selbst radikale Puristen auf sensorische Abwege führen. Der zum Teil vergorene Traubenmost ist süß, kitschig und erinnert nur entfernt an Wein. Dass es sich dabei nicht gerade um 1A-Qualität handelt, liegt auf der Hand – aber so genau will man es gar nicht wissen – man mag ihn eben. Zumindest erfährt Sturm nur einen Bruchteil der Kellertorturen, die so mancher Wein durchleiden muss. 

Von geschmacklichen Höhenflügen ist dennoch nicht auszugehen. Viel kann man sich von dem Zeug ohnehin nicht einverleiben, verklebt es rasch den Magen. Mit fortschreitender Gärung wird Sturm trockener und der Alkoholgehalt höher, was den Genuss dann doch um einen Zacken aufregender gestaltet. 
Vor August-Sturm sei ausdrücklich gewarnt – da spielt sich weder geschmacklich noch schwipstechnisch Gravierendes ab. Zuweilen tun sich dabei auch Abgründe auf: Industrieware in Plastikflaschen, deren Gärprozess nach Belieben gestoppt und angekurbelt wird, in elenden Plastikflaschen verheißen nichts Gutes. Dann schon lieber Sturm in der Literflasche mit Alukapsel. Sturm- Auskenner wissen auch, dass man nicht anstößt oder gar zuprostet – es heißt Mahlzeit, was als Hinweis gewertet werden kann, dass es sich dabei weniger um Wein als um Dessert handelt. 
Wem es dennoch nicht zum Sturm drängt, möge bedenken, dass der gärende Saft gesund ist– er enthält Vitamin B1 und B2  und regt in jedem Fall  den Stoffwechsel an. 

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Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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