Rotwein abseits der Kuschelabteilung
Man braucht sich nichts vorzumachen, der Mensch ist gemeinhin ein Zucker-Junkie. Er isst und trinkt nun mal gerne, was süß schmeckt.
Säure und Bitterstoffe hingegen mag er nur in homöopathischen Dosen. Das weiß man auch in der Weinwirtschaft, das Gros der Winzer vermeidet tunlichst hantige Rebensäfte. Wer hingegen die Marmeladenabteilung satt hat und sich aus der sensorischen Komfortzone wagt, sei Teran ans Herz gelegt. Die rote Rebsorte, die unter verschiedenen Bezeichnungen in Norditalien, Slowenien und Kroatien auftaucht, ist nichts für zartbesaitete Gaumen. Vorausgesetzt sie wurde nicht im Keller zum Faserschmeichler umgepolt, ist sie kratzbürstig wie eine Wildkatze – mitunter jedoch ebenso anmutig.
„Wer Rotwein abseits der Kuschelabteilung will, ist bei Teran genau richtig.“
Teran strotzt nur so vor renitenter Säure und herben Aromen, den Alten gilt er noch als Heilmittel. Lässt man sich jedoch auf seinen herben Charme ein, eröffnet er aufregende Geschmacksuniversen. Vor allem aus dem italienischen und slowenischen Karst über dem Golf von Triest kommen eindringliche Vertreter der roten Sorte. Die extremen Bedingungen dort kommen seinem widerspenstigen Naturell entgegen. Auf den kargen, kalkhaltigen Böden mit der feuerroten Erde, umgeben nur von dürren Sträuchern fühlt er sich pudelwohl. Er braucht den heißen Scirocco ebenso wie die raue Bora aus dem Norden. Der Teran vom Weingut Čotar etwa, auf der slowenischen Seite gelegen, bildet den Karst in Reinform ab. Er schmeckt nach den wilden Kräutern dort und dem Salz vom Mittelmeer. Ungezähmt. Pur.
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