
Sprudel en Rosé: Das Stigma des Rosé-Schaumweins
Rosé-Champagner war immer schon teuer, aber oft auch eindimensional wie Barbies Welt. Erst kleine Winzer zeigten, was rosa Sprudel kann.
So hart die Realität sein kann, der Gegenentwurf einer rosaroten Märchenwelt ist auch keine Lösung. Warum man Mädchen schon von Geburt an mit dieser "Alles ist gut"-Farbe martert, bleibt ein Geheimnis des Handels. Will man sie so bei Laune halten, wenn es draußen in der Wirklichkeit gar nicht rosa läuft?
So ist es kein Wunder, dass man vielfach glaubt, selbst erwachsene Frauen müssten bloß rosa Sprudel trinken. Die Dame von Welt darf immerhin Champagner in Rosé schlürfen. So oder so: Selbst im 21. Jahrhundert traut man Frauen gemeinhin keine Weinkompetenz zu. Dazu kommt, dass Rosé-Schaumwein das Stigma minderer Qualität besitzt. Zu Recht: Rosé-Champagner war immer schon teuer, aber oft auch eindimensional wie Barbies Welt.
Erst kleine Winzer zeigten, was rosa Sprudel kann. Insbesondere wenn es sich um Grundweine von ausschließlich roten Rebsorten handelt. Im Gegensatz zu Stillwein darf Rosé-Schaumwein in der EU auch eine Cuvée aus weißen und roten Weinen sein. Guter Saignée, wie man hingegen Stoff aus roten Sorten in Frankreich nennt, kommt etwa von René Geoffroy, Janisson-Baradon, Lahaye, Léclapart, Laherte Frères oder beste rosa Cuvée von Tarlant. Soll es klassischer sein, ist man mit rosa Cuvées bekannter Häuser wie Krug oder Billecart-Salmon gut aufgehoben.
In heimischen Gefilden hält man sich in puncto rosa Schaumwein am besten an Franz Strohmeier, Christoph Hoch, Jurtschitsch, Christina Hugl, Markus Altenburger oder Fred Loimer. Aufregender Genuss – ohne Heile-Welt-Versprechen.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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