
Proxies: Die neue Klasse moderner Weinalternativen
Kein oder kaum Alkohol und trotzdem viel Charakter? Proxies setzen neue Maßstäbe im Glas
Ein Trend ist kein Trend ohne flockige Namen. So geistert seit einiger Zeit in der Weinwelt der Terminus "proxy" herum. Der Begriff kommt aus der IT-Welt und bedeutet so viel wie Vermittler oder Stellvertreter. In der Getränkebranche sind damit anspruchsvolle alkoholarme oder freie Alternativen zu Wein gemeint – also würdige Vertreter.
Als Vermittler taugen Proxies sicher nicht, finden doch eingeschworene Weintrinker und ausschließlich Wassertrinker nun einmal schwer zusammen. Die einen bezichtigen die anderen der spaßbefreiten Askese und Werkzeug einer Verbotslobby – die anderen können nur schwer ertragen, dass sich Menschen, wie sie glauben, im Namen der Alkohollobby sukzessive vergiften.
Schon erstaunlich, dass man nicht einfach trinken kann, was man will. Wein wird im besten Fall immer ein besonders interessantes Getränk bleiben. Dennoch gibt es Umstände, wo man keinen Alkohol trinken will oder kann, ohne dabei wie ein Aussätziger behandelt zu werden. Menschen vertragen etwa keinen Alkohol, sind schwanger, haben Krankheiten oder ein Alkoholproblem – oder wollen schlichtweg keinen Hangover danach. Dabei nicht bloß bei klebriger Kinderlimonade oder schnödem Mineralwasser darben zu müssen, sondern eine spannende Alternative zu haben, ist erfreulich.
Ob Proxies Wein aromatisch ähneln, ist dabei nicht die Frage. Wichtig ist die Qualität der Zutaten, Finesse, Struktur und Harmonie sowie umsichtige Herstellung. Nicht zu süß sollen sie sein und zum Essen passen. Genau wie Wein.
Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.
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