Flaschenpost: Kollateralnutzen und das Geheimnis des veganen Weins

Eskapismus gehört heute zumindest für die Gen Z dazu, um dazuzugehören. Dabei macht der Trend vor nichts Halt - auch nicht vor Wein.

Wenn Menschen etwas tun, dann gern im Rudel. Denn ein Trend ist nur ein Trend, wenn es viele tun – immer in dem Gefühl, besonders zu sein. Selbst als Teil einer Massenbewegung pocht man auf Einzigartigkeit. Bestes Beispiel: Veganismus. Was als Eskapismus einiger Weniger begann, gehört heute zumindest für die Generation Z dazu, um dazuzugehören – zur moralischen Elite. Ist ein Trend dann einmal so richtig in Fahrt, macht er vor nichts halt – auch nicht vor Wein. 
 

Nur besonders sorglose Gemüter nehmen an, Wein sei vegan, weil aus Trauben gemacht. Doch der Hund (Vorsicht, Tier!) liegt im Detail begraben. Bei der Weinbereitung wurden traditionell tierische Eiweiße verwendet, um den Wein nach der Gärung zu schönen, also zu klären: Hühnereiweiß, Gelatine, Kasein oder getrocknete Fischblasen binden die Trübstoffe (Gärrückstände). Das Gemenge setzt sich am Fassboden ab, der übrige Wein wird abgezogen oder filtriert, von den tierischen Proteinen bleibt nix übrig. Für Veganer dennoch eine Zumutung. Praktischerweise wird heute meist mit Bentonit oder Aktivkohle geschönt. Den so blank polierten Wein deklariert man neuerdings gerne als vegan. Das ginge freilich auch ohne Trara: Einige Winzer verzichten auf Schönung, um die Vielschichtigkeit der Aromen zu belassen. Das Nebenergebnis: veganer Wein.

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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