Flaschenpost: Ja es gibt ihn, den guten Rosé

Dank erstklassiger Produzenten gelang es in den letzten Jahren, dass Rosé-Sprudel mitunter großartig sein kann.

Manche Mädchen haben ein schweres Schicksal. Ihre ganze Kindheit werden sie mit rosa Ramsch traktiert, solange bis die Konditionierung greift und sie der unsäglichen Farbe erliegen. Von da an wollen sie selbst nur mehr rosaroten Plunder, vom Tüllkleidchen bis zur Zahnbürste – eingehüllt in eine heile, rosa Welt. In besonders harten Fällen bleibt die Geschmacksverirrung ein Leben lang bestehen.

Selbst im reifen Alter muss es dann partout ein rosarotes Handy und rosa Sprudel sein. Inhalt tut nichts zur Sache, aber süß soll es schon sein. Findige Gastronomen machen sich das zunutze und bieten mit Vorliebe Frauen-Rosé-Sprudel zum Aperitif an. Nicht wissend, dass die meisten Frauen in jahrelanger, mühsamer Selbstarbeit das rosa Drama überwinden konnten.

Die scheinbar harmlose Frage: "Und für die Dame darf es Rosé Champagner sein?" kann bei ihnen eine schwere Re-Traumatisierung auslösen. Schade, denn Rosé-Sprudel kann mitunter großartig sein. 

Dank erstklassiger Produzenten gelang es in den letzten Jahren, sie vom Stigma des „bloß Damengetränks“ zu befreien. Vor allem, wenn es sich dabei um Grundweine aus rein roten Sorten handelt. Rosé-Schaumweine dürfen in der EU nämlich im Gegensatz zu Stillweinen eine Cuvée aus weißen und roten Weinen sein. Besonders guter Saignée, wie man hingegen astreinen Stoff aus roten Sorten in Frankreich nennt, kommt etwa von René Geoffroy, Janisson-Baradon, Sadi Malot, Edouard Duval, Benoit Marguet, Piollot oder Tarlant aus der Champagne.             

Christina  Fieber

Über Christina Fieber

Christina Fieber kommt aus Salzburg und arbeitet als freie Weinjournalistin in Wien.

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