Spitzenpatissier Benjamin Schröder erklärt, wie man Haubendesserts kreiert
Für Patissier Benjamin Schröder müssen Komponenten eines Nachtischs wie kleine Zahnräder ineinandergreifen. Er verrät im Interview, wie das zu Hause funktioniert.
Mit elf Jahren machte er sein erstes Praktikum bei der Conditorei Sluka am Rathausplatz – als Schulprojekt. Mittlerweile ist Benjamin Schröder dreiundzwanzig Jahre alt und war trotzdem schon „Patissier des Jahres“. Seine Erfahrung aus Haubenlokalen bringt er jetzt im Leopoldstädter Lokal „Spelunke“ ein. Wir fragten ihn, wie ein Dessert zu Hause nach Haubenküche aussehen und schmecken kann.
Benjamin Schröder: Also meiner Meinung nach ja. Vielleicht wird jetzt ein Koch sagen „Nein, bist du arg, natürlich nicht“, aber ich finde schon. Küche und Patisserie, die necken einander. Dieses Match ist eine gute gegenseitige Motivation. Kochen ist kurzlebiger. Wenn du ein Dessert hast, das du tagelang vorbereitest, das du über Nacht kühlen musst, da kannst du auf die Schnelle nicht die Schritte wiederholen. Deswegen ist Präzision so wichtig.
… Handwerker vielleicht. Es ist ein Verbund aus beidem. Du kannst das Handwerk künstlerisch betreiben. Es gibt gewisse Wege in der Patisserie, die nur genau so funktionieren. Du musst präzise sein. Wenn im Rezept „ein Kilogramm Milch“ steht, ist es genau ein Kilogramm Milch.
Ich stapele gerne tief und fahre dann bei den Desserts voll auf. Wenn du ein Menü hast, hältst du Vorspeise und Hauptgang einfacher. Und dann machst du ein Dessert, das komplett catcht, das Farben und Geschmack hat und auf jeden Fall auch etwas für das Auge bietet. Es gibt einen Haufen essbare Blüten, Kornblumen, Borretschblüten. Das kann man auch auf Märkten oder im Supermarkt kaufen. Natürlich ist Patisserie süß, aber ich bin eher der Freund von Säure. Ich mag diese schweren Desserts nicht, bei denen du dir nachher denkst: Warum habe ich es nur gegessen? Ich mag eher ein Dessert haben, das du isst und danach glücklich bist.
Was immer gut funktioniert: das Dessert in die Höhe anzurichten. Man sieht es bei der Grießschnitte, wenn du mit den Himbeeren und den Kräutern ein bisserl in die Höhe gehst, wirkt alles viel graziler. Das Problem ist, es gibt keine Universallösung. Es sind diese kleinen Dinge, die zueinander passen. Diese kleinen Zahnräder, die das große Ganze ausmachen. Das ist der schwierigere Part.
Grießschnitte mit Vanillecreme
Vorbereitung: 15 min
Zubereitung: 35 min
Portionen: 8–10
Grießschnitte
750 g Milch
1 Stange Zimt, 1 Vanilleschote Mark und Schote
200 g Weizengrieß, 75 g Staubzucker
390 g Topfen, 100 g Crème fraîche
5 Eier Eiweiß und Eigelb getrennt
1 Zitrone Abrieb
75 g Kristallzucker und etwas mehr für die Backform
Butter weich, zum Ausfetten der Backform
Himbeeren und Kräuter für die Dekoration
- Milch, Zimt, Vanilleschote und -mark aufkochen
- Grieß einrühren und kochen, bis ein Brei entsteht
- 600 g der Grießmasse in einer großen Schüssel mit Topfen, Eigelb, Staubzucker, Crème fraîche und Zitronenabrieb verrühren, Vanilleschote und Zimt entfernen
- Eiweiß und Kristallzucker cremig schlagen (keinesfalls komplett steif!), vorsichtig unter die Masse heben
- Die Masse in eine mit Butter gefettete und mit Kristallzucker ausgestreute Backform geben
- Form im Herd bei 175 Grad Umluft für zirka 35 Minuten ins Wasserbad stellen (indirekt pochieren). Falls das nicht möglich ist, die Schnitte bei 175 Grad Umluft für 35 Minuten backen
- Lauwarm mit einer Vanillecreme, Himbeeren und Kräutern dekorieren
Vanillecreme
480 g Schlagobers flüssig
1 Vanilleschote nur das Mark, 1 Limette Abrieb
5 g Pulvergelatine eingeweicht in 30 g Wasser
175 g weiße Kuvertüre flüssig
- Schlagobers mit Vanillemark und Limettenabrieb aufkochen. Dann die eingeweichte - Pulvergelatine in die heiße Schlagobersmischung rühren
- Die Mischung durch ein Sieb in eine Schüssel mit der flüssigen Schokolade passieren, mit Pürierstab mixen
- Einen Tag lang im Kühlschrank kaltstellen, dann cremig schlagen.
- Auf der Grießschnitte mit Himbeeren und Kräutern anrichten
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