Welser-Möst und die Camerata Salzburg: Schuberts Vermächtnis ruft
Aufwühlende Sakralmusik, ein Stardirigent im Einklang mit dem Orchester: Ein denkwürdiger Abend in der Festspielstadt.
von Susanne Zobl
Nicht oft kommt es vor, dass man den Auftakt einer Messe mit Herzklopfen verfolgt wie bei der Aufführung jener von Franz Schubert in Es-Dur D 950 im Haus für Mozart bei den Salzburger Festspielen. Franz Welser-Möst demonstrierte am Pult der Camerata Salzburg, wie aufwühlend dieses sakrale Werk ist.
Verstörend hob er das „Kyrie“ an, keine Frömmelei war da zu spüren. Ein inniges Ringen um Erbarmen vermittelte der von Johannes Prinz exzellent einstudierte, wortdeutliche Wiener Singverein.
Welser-Möst und Schubert, das ist eine eigene Kategorie. Genuin die Einschübe zweier Einzelsätze. So ließ er auf das „Gloria“ das Offertorium „Intende Vocis“ D 963 für Solo-Tenor (mit Innigkeit vorgetragen von Julian Prégardien) und Orchester und auf das „Credo“ das „Tantum ergo“ D 962 folgen.
In Balance
Famos hielt dieser Dirigent die Balance zwischen beklemmender Schlichtheit und Expressionen, zwischen Intellekt und Emotion.
Ringen
Zum veritablen Flehen geriet das „Miserere“, zum denkwürdigen Diskurs mit Gott das „Credo“, ein echtes Ringen um den Glauben. Dann diese Steigerungen beim „Sanctus“, ein hoffnungsvoller Ruf zum Himmel das „Osanna“. Aus einer Düsternis entfaltete Welser-Möst die eindringlichen Klänge des „Agnus Dei“. Zum Ausdruck purster Demut, tröstlich verklang das „Donna nobis pacem“.
Die Solisten Golda Schultz (Sopran), Julian Prégardien und Maciej Kwasnikowski (Tenöre) und der Tareq Nazmi (Bass), der Sarastro der aktuellen „Zauberflöte“, waren sehr gut aufeinander abgestimmt.
Die Musikerinnen und Musiker der Camerata Salzburg folgten Welser-Möst mit Hingabe. Viel Applaus und Bravos für alle Beteiligten.
Kommentare