Sympathischer Milchbubi-Held: Tom Holland als Schatzsucher Nathan Drake

„Uncharted“: Indiana Jones’ Erben lassen es krachen

Die Videospiel-Reihe "Uncharted" wurde mit Stars und Millionen fürs Kino adaptiert.

Was kommt heraus, wenn ein megaerfolgreiches Videospiel für die Kinoleinwand adaptiert wird? Auf dem Reißbrett ein mit Algorithmen durchgeplantes Actionspektakel mit zugkräftigen Stars in den Hauptrollen und hübschen Frauen, das mit ziemlicher Sicherheit ein Publikumserfolg wird.

Auf den zweiten Blick gestaltet sich die Planung eines solchen  Kinoerfolgs leider nicht so lehrbuchhaft: 14 Jahre dauerte es insgesamt, bis die Drehbücher für alle Beteiligten akzeptabel umgeschrieben waren, bis die richtigen Stars gefunden und vor allem: bis sich ein Regisseur fand, der sich allen Vorgaben der Sony-Leute beugte.

Mit Ruben Fleischer ist „Uncharted - Der Film“ schließlich zustande gekommen. Die Hauptrollen spielen „Spiderman“  Tom Holland, und „Ich-fass-mir-an-die-Calvin Klein-Unterhose“ Mark Wahlberg. Die Story von „Uncharted“, das von Sony als Prequel zur Videogame-Reihe verkauft wird, ist rasch erzählt: Der als Waise aufgewachsene Nathan Drake (Tom Holland) tut sich mit dem Schatzsucher Victor „Sully“ Sullivan (Mark Wahlberg) zusammen, um das seit über 500 Jahren verschwundene Gold des Entdeckers Ferdinand Magellan  - und vielleicht in einem Aufwaschen auch seinen seit Jahren verschollenen Bruder Sam – zu finden. Die Jagd nach dem Gold führt die ungleichen Abenteurer rund um den Globus. Natürlich werden die beiden   von bösen Widersachern, die ebenso großes Interesse am Goldschatz haben, verfolgt.

Reaktion

Bei den Fans des Games hat in einer ersten Reaktion vor allem die Besetzung von Tom Holland  als Nate Drake für Empörung gesorgt. Zu brav, zu dünn, zu leptosom, zu milchgesichtig. Kein Muskelprotz wie Chris Hemsworth oder Channing Tatum, die ebenfalls für die Hauptrolle im Gespräch waren und vielen als idealtypischer erschienen wären. 
Aber man muss schon sagen: Tom Holland macht sich gut. Er ist ein sympathischer Held, der so surreal durch die Stunts turnt, dass man ihn - wenn er erstaunlicherweise und entgegen aller Logik all seine Gegner ausgeschaltet hat – einfach in den Arm nehmen möchte. 

Fans des Videogames beklagen auch, dass es im Kinofilm nicht  so viele Schießereien gibt. Dafür umso lustigere Actionszenen. In der wohl spektakulärsten, die auch gleich in der ersten Szene des Films angerissen wird,  fliegt Nathan mitsamt  kunstvoll geschnürter Gepäcksballen aus dem Frachtraum  eines Flugzeugs, um sich auf den  Frachtstücken einen Kampf mit seinem Widersacher zu liefern. Dann landet er auf der Motorhaube  eines durch die Luft fliegenden roten Auto, um schließlich – nachdem alle Bösen platt gemacht wurden – lässig auf einem Gepäckstück liegend mit einer schönen Frau an der Seite im Meer zu treiben. 
Ja, sie kann schon unterhaltsam sein, so eine Videospiel-Verfilmung.

"Uncharted". USA 2022. 116 Min. Von Ruben Fleischer. Mit Tom Holland, Mark  Wahlberg, Antonio Banderas.

Susanne Lintl

Über Susanne Lintl

Sie ist Romanistin und Politikwissenschaftlerin. Seit 1987 beim KURIER; früher in der Außenpolitik; führt im Kultur- und Medienressort schwerpunktmäßig Interviews mit Film- und Mediengrößen; auch zuständig für Kinderliteratur und Kindertheater.

Kommentare