"Ted Lasso"-Hauptdarsteller: "Die meisten Menschen sind zynisch“

Aber nicht Ted Lasso. Jason Sudeikis über seine gefeierte Serienrolle als immer optimistischer amerikanischer Fußballtrainer in England.

Wie ein Fisch am Trockenen: das ist die Idee hinter „Ted Lasso“, der mega-erfolgreichen TV-Serie (abzurufen bei Apple TV+), in der ein amerikanischer College-Footballcoach nach London übersiedelt, um als Cheftrainer eines englischen Fußballteams zu arbeiten. Jason Sudeikis, der als Kabarettist in der US-Comedyshow „Saturday Night Live“ bekannt wurde, erfand die Rolle und ist auch Co-Autor und Produzent.

Die Serie, die nun schon in der Produktion für die dritte Staffel ist, nimmt die kulturellen Unterschiede zwischen England und Amerika aufs Korn, ohne den üblichen tiefen und fragwürdigen Humor. Was der Grund sein mag, dass „Ted Lasso“ von Europäern und Amerikanern gleichermaßen geliebt wird.

Beginnen wir mit der typischen Frage: was wussten Sie als Amerikaner, der mit American Football aufwuchs über Fußball?

Jason Sudeikis: In Amerika spielt man vor allem als Kind Fußball. Ich habe im Kindergarten begonnen und bis zur dritten Klasse Volksschule gespielt. Danach war Basketball meine große Leidenschaft. Ich wurde wieder daran erinnert, als Brendan Hunt, einer unserer Autoren, der Coach Beard spielt, mich zu ein paar FIFA-Spielen mitnahm. Dann spielten wir es auf der PlayStation, das war im Jahr 2000. Danach ging ich zu ein paar Weltcup-Matches, und das war der Punkt, wo ich den Sport richtig schätzen lernte.

Sie haben die Figur des Ted Lasso ursprünglich für den Sportkanal des Senders NBC erfunden, nicht wahr?

Ja, vor acht Jahren, als die mich gefragt haben, ob ich ein paar Werbetrailer machen will. NBC hatte damals gerade den Vertrag für die English Premier League bekommen und wollten Fußball highlighten. Ted Lasso repräsentierte den typischen Ami, der keine Ahnung von Fußball hat, er war völlig ignorant und dümmlich in der ersten Werbung. Er wurde vom Publikum enthusiastisch aufgenommen, was uns erlaubte eine zweite Werbung zu machen, in der mehr sein ewiger Optimismus und seine kindliche Bewunderung durchkam, und er sich in seiner Zeit in London in den Sport verliebte. Ich hatte dann mit den anderen die Idee, dass das viel mehr hergibt als einen 30 Sekundenspot. Wir schrieben die Pilotfolge und die Outline für sechs bis 10 Folgen, es floss nur so aus uns heraus.

Ted spricht sehr langsam, was den Eindruck vermittelt, dass Südstaatler langsame Denker sind, aber in Wirklichkeit drehen sich in ihren Köpfen die Räder, was Sie in der Serie auch zeigen…

Ja, ich bin aus dem Mittelwesten, und wir sind ähnlich. Die meisten Menschen auf der Welt sind pessimistisch und zynisch. Und ich erinnere mich noch gut daran, als ich als junger Mann nach New York zog und automatisch jemandem die Türe aufhielt und anstatt sich zu bedanken meinte der, „was sind Sie, ein Pfadfinder?“ Ich bin mit Manieren aufgewachsen, meine Eltern haben mich gelehrt, Bitte und Danke zu sagen.

Das wird missverstanden.

Missverstanden zu werden hat mit Unverständnis zu tun. Die Leute stecken einen in für sie verständliche Kategorien. Eins, womit wir uns in der Serie auch beschäftigen, ist unsere Reaktion darauf, in eine bestimmte Lade gesteckt zu werden und unseren eigenen Wert danach zu beurteilen. Es sind oft ein guter Lehrer, ein guter Trainer, ein guter Mentor, ein guter Regisseur, ein guter Ehepartner oder Freund in unserem Leben, die mehr uns sehen. Und das ist Ted. Er beobachtet, er ist ein schlauer Fuchs.

Können Sie sich an Ihre erste Reise nach London erinnern?

Ja, ich war 20. Meine Mutter hat in einem Reisebüro gearbeitet. Zwischen ihrem Job und dem Playboy-Abonnement von meinem Vater hatte ich den Jackpot gewonnen! Mein Vater sollte eigentlich mit ihr nach London fliegen, musste aber absagen. Ich habe denselben Vor- und Nachnamen, also sprang ich ein. Wir flogen erste Klasse. Meine Mutter hatte Meetings, und ich ging auf Sightseeingtour. Schaute mir alle Museen an, besuchte die Shakespeare Company und mir war nicht zu peinlich, die Beatles Tour zu machen.

Und Fußballspiele?

Das kam später. Und natürlich jetzt, wenn wir in England drehen. Ich wurde durch Will Ferrell ein Arsenal-Fan. Er hat den Songcontest-Film „Eurovision“ zur selben Zeit in England gedreht wie wir die erste Staffel. Er ist ein Riesen-Fußballfan.

Gibt es britische TV-Serien, die Sie lieben und von deren Ton Sie vielleicht bei „Ted Lasso“ ein wenig beeinflusst sind?

Ich war ein Riesenfan von der britischen Version von „The Office“ mit Ricky Gervais, und was mir besonders gefiel war, dass wir als Publikum Zeit hatten, die verschiedenen Charaktere kennenzulernen. Wie wir die Romantik von Tim und Dawn nachfühlen konnten und natürlich David Brent und Finchy. Das hat mich sicher inspiriert, bei meiner Serie nicht nur Ted, sondern auch die Figuren von Rebecca und Jamie Tartt und den anderen hervorzuheben.

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