So ist der "Klammer"-Film: Feine Optik, viel Nostalgie und fast zu viel Gefühl
"Klammer - Chasing the Line" ist an den selbst gesetzten großen Zielen nicht gescheitert. Ein großer österreichischer Sportmoment wurde in die Sprache des Kinos übersetzt
„Nicht hoffen, nicht wollen – wissen“ – auf diese elementare, fast buddhistische Formel bringt „Klammer – Chasing the Line“ das Phänomen Franz Klammer. 1976 krönte sich der Kärntner bei der Olympia-Abfahrt vor heimischem Publikum zum „Kaiser“ des Skisports.
Die übergroße Erwartungshaltung im Land, die ungeliebte Startnummer 15, die verzweifelte Suche nach der idealen Linie – und dann noch der Streit mit Ski-Ausrüster Fischer, der Klammer einen neuen Ski an die Beine schnallen wollte. Diese Steine im Weg nützt der Film als dramatisches Potenzial – denn man weiß: Es sind scho Hausherr’n g’storben.
Blasmusik und Goldfinger
Der Status Klammers, der in der Abfahrt als unschlagbar galt, wird mit folkloristischen Zutaten aufgebaut: Ländliche Idylle, Blasmusik, Kinder vor den TV-Geräten. Die Massen im Zielstadion sind computergeneriert.
Sympathieträger ist freilich Klammer. Aber auch Kontrahent Russi, den er in einer „Rocky“-artigen Sequenz beim Jogging trifft, ist kein Unguter. Diesen Part übernimmt Ski-Fabrikant Pepi Fischer (Robert Reinagl), dessen markiger Auftritt vor dem Helikopter davon erzählt, wie die Kommerzialisierung des Sports vorangeschritten war.
Regisseur Andreas Schmied zeigt, trotz allen Spielens auf der Gefühlsklaviatur, sein komödiantisches Händchen: Klammers Mannschaftskollegen, allen voran Werner Grissmann, machen sich etwa über den vom Verband gestellten neuen „Goldfinger“-Anzug lustig. Auch diesen lehnte Klammer ab – weil es nicht seinem Naturell entsprach, im güldenen Kostüm zu Gold zu rasen.
Dass Eva Klammer (Valerie Huber) die Uni-Prüfung schmeißt, um nach Innsbruck nachzureisen, ist nicht nur erfunden, es wirkt auch so. Dennoch wird die authentische Art Klammers auch in der etwas überstrapazierten Liebesgeschichte stimmig eingefangen.
Sportfilme scheitern oft daran, dass man den Ausgang kennt oder dass die sportliche Spannung allein nicht reicht, um auf der Leinwand zu zünden. Hier kommt dennoch Gänsehaut auf. Durch nostalgische Ausstattung, rasant inszenierte Skiszenen, auch durch Hollywood-Schemata, die man halt mögen muss.
Und durch einen Julian Waldner, der nicht nur mit smartem Lächeln ein herzerwärmender „Franzi“ ist.
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