Kritik

"She-Hulk" bei Disney+: Sie braucht keine Tipps von Bruce Banner

Neue Marvel-Serie über eine Anwältin mit Superkräften - mit feministischen Kommentaren und einem Hauch Ally McBeal.

Man würde meinen, dass sich Bruce Banner etwas mehr freut, wenn er als grüner Riese Hulk Gesellschaft bekommt. Im Marvel Cinematic Universe erhält der von Mark Ruffalo gespielte Superheld nun eine gleichfarbige Kollegin. Und ist erst mal neidisch.

„She-Hulk“ ist der neueste Serien-Streich von Marvel (zu sehen bei Disney+) und erzählt die Geschichte von Anwältin Jennifer Walters (gespielt von Emmy-Gewinnerin Tatiana Maslany). Sie will sich voll auf ihren Job konzentrieren, als ein Autounfall ihr Leben verändert. Bruce und sie werden dabei verletzt, ihr Blut vermischt sich – und Jennifer verwandelt sich ebenfalls in ein kräftiges grünes Wesen mit Superpower.

Ihr Cousin ist sofort zur Stelle: Er hat die Transformation selbst durchgemacht und will Jennifer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Doch die braucht seine Tipps gar nicht. Im Gegensatz zum Hulk muss sie kein inneres Monster bezwingen und hat auch ihre Wut unter Kontrolle. Das müsse sie als Frau ohnehin dauernd tun, erklärt sie: „Wenn ich auf der Straße belästigt werde oder wenn inkompetente Männer mir mein eigenes Fachgebiet erklären wollen.“ Sie mache das jeden Tag, andernfalls gelte sie als „emotional“, „schwierig“ – oder müsse sogar um ihr Leben fürchten.

Daseinsberechtigung

Es ist nicht der einzige feministische Kommentar der Serie, die mit Meta-Witzen arbeitet und auch den Namen She-Hulk bekrittelt: Hat die Titelheldin denn nur in Verbindung mit dem Hulk eine Daseinsberechtigung?

In erster Linie ist „She-Hulk“ aber einfach eine bunte, heitere Comedy-Serie. Immer wieder spricht Jennifer in die Kamera und durchbricht die vierte Wand – wie bereits in der Comic-Vorlage, die erstmals in den 80ern erschienen ist. Marvel-Fans dürfen sich auf mehrere Gastauftritte freuen: Neben Ruffalo (der sich nach dem Auftakt wieder aus der Serie seiner Cousine zurückzieht) sind etwa Tim Roth als Emil Blonsky alias Bösewicht Abomination und Benedict Wong als Wong zu sehen.

Ein wenig fehlt jedoch – zumindest in den ersten vier Folgen – der größere erzählerische Überbau. Die schlagfertige Jennifer macht auch in grün Karriere und beschäftigt sich als Anwältin fortan mit dem Spezialgebiet des Superheldenrechts. Das Dating gestaltet sich hingegen schwierig. Dabei fühlt man sich mitunter eher an „Ally McBeal“ erinnert, als an Marvel.

Nina Oberbucher

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