Seiler und Speer: Der Unterton vom Zeitgeist schwingt immer mit
Das Duo spricht über seine „Symphonic“-Show (9. - 11. 2. Wien/Konzerthaus) und die Unzufriedenheit mit der Pandemie-Politik
„Von der Nachfrage her hätten wir auch sechs oder sieben dieser Symphonic-Shows spielen können“, sagt Christopher Seiler – hörbar überwältig vom Publikumszuspruch zu diesem neuen Projekt seines Duos Seiler und Speer. Aus terminlichen und organisatorischen Gründen aber waren nur drei aufeinanderfolgende Shows des einzigartigen Programms möglich.
Für „Red Bull Symphonic“ wollen die beiden nämlich nicht nur ihre besten und beliebtesten Songs mit einem Orchester spielen, sondern ihre Austro-Pop-Hits mit Klassik fusionieren.
Schon Mitte vorigen Jahres wurde diese Idee an die beiden herangetragen und weder Christopher Seiler noch Bernhard Speer zögerten, zuzusagen. „Das lag vor allem daran, dass wir das mit Christian Kolonovits machen dürfen, der die Arrangements für das Orchester schreibt. Und da war klar, dass das etwas Großartiges wird“, erzählt Speer.
Seiler ergänzt: „Die Zusammenarbeit mit Christian ist ehrlich wunderbar, weil er menschlich so ein toller, gerader Typ ist. Und wir haben mit ihm ja schon 2018 beim Konzert ,Best Of Austria Meets Classic’ zum 60. Geburtstag der Wiener Stadthalle drei Songs gespielt, und auch ,Ala bin’ mit ihm gemacht.“
Dieses Lied, das schon im Original mit Orchester aufgenommen wurde, macht für das Symphonic-Programm die vielleicht größte Transformation durch. Kolonovits und Seiler und Speer haben es dafür nämlich mit anderen Liedern aus der Klassik verschmolzen und zu einer „Extended Version“ erweitert. Aber auch die Kolonovits-Arrangements von Hits wie „Ham kummst“ und „Weck mi auf“ begeistern die beiden. „Es klingt alles viel dramatischer und die Stimmung wird verstärkt“, sagt Speer. „Zum Beispiel diese textlichen Stakkati bei ,Weck mi auf’ werden mit dem Orchester noch viel besser rausgeholt.“
Für die Setlist der „Red Bull Symphonic“-Konzerte versprechen Seiler und Speer ein „Best of mit ein paar Schmankerln“. Mit dabei ist auch ihre jüngste Veröffentlichung „Hödn“, ein Song, den das Duo schon vor drei Jahren im Tourbus geschrieben hat.
„Ursprünglich war das eine Hymne für uns – die Partie, die immer auf Tour unterwegs ist“, erinnert sich Seiler. „Aber dann sind ein paar Verse dazugekommen, und es ist eigentlich eine Hymne darauf, dass heutzutage – auch wenn das vielleicht traurig ist – schon jeder ein Held ist, der menschlich geblieben ist."
„Hödn“ ist schon ein Vorbote auf das nächste Album – vielleicht sogar auf das übernächste. Denn: „Es kann schon sein, dass es im Zuge der Symphonic-Show auch eine Veröffentlichung gibt.“
Das nächste Studio-Album von Seiler und Speer ist aber auch schon in Arbeit. Nur ein Veröffentlichungsdatum steht noch nicht fest. „Wir sind noch nicht so weit, dass wir jeden Tag im Studio sind und das Album finalisieren, aber das Grundgerüst steht schon“, sagt Seiler.
Die Einflüsse dafür sind klar: „Es wird zwar keinen direkten Corona-Song geben, aber wer unsere Lieder kennt, weiß, dass dabei immer ein gewisser Unterton vom jeweiligen Zeitgeist mitschwingt. Wir schreiben unsere Lieder ja so, dass wir aufpassen, was in unserer Umgebung passiert und das aufgreifen. Somit lässt sich nicht vermeiden, dass diesbezügliche Sachen einfließen.“
Und weil der Schöpfer der Satire-Webserie „Horvathslos“ unzufrieden mit dem Umgang der Politik mit der Pandemie ist, kann sich auch das in den neuen Songs niederschlagen: „Man kann wahrscheinlich nur verlieren, wenn man dazu ein Statement abgibt. Deshalb sage ich dazu nur: Ich hätte mir gewünscht, dass man, wenn man in einer Regierung sitzt, für die Menschen und nicht parteipolitisch entscheidet. Es ging ihnen aber mehr um die eigenen Macht- und Eitelkeitsinteressen, als um die Menschen. Dass da die Leute ang’fressn sind, kann ich hundertprozentig unterschreiben.“
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