Punks nutzen billiges Zug-Ticket und "entern" Nobel-Insel Sylt

Bewohner hatten zuvor vor Ansturm wegen 9-Euro-Ticket gewarnt. Das löste eine Protestwelle im Internet aus.

Das deutsche Sylt hat den Ruf, eine "Insel der Reichen und Schönen" zu sein. Luxus-Shops, Champagner-Bars, gediegenes Publikum. Doch jetzt soll hier der Punk abgehen. Und zwar mithilfe des 9-Euro-Tickets, mit dem man drei Monate lang Regionalzüge der Deutschen Bahn benutzen darf. 

Medien berichteten über die angebliche Angst der Insulaner, von Billigurlaubern überrannt zu werden. Linke Gruppen riefen im Netz zum Protest auf. Und dazu, die Insel zu entern. "Hey Leute, lasst uns zusammen mit Dosenbier und Hunden nach Sylt fahren und die Juppies ärgern“, schrieb laut Berliner Zeitung ein Nutzer auf Telegramm.

Seit Mittwoch ist das 9-Euro-Ticket gültig, es gilt bundesweit im Nahverkehr. Und wie die Bild berichtete, kamen die ersten Punks bereits an, wenn auch nicht in befürchteter Menge. Sie tranken sich, wie man sieht, auf dem Weg hierher schon etwas Stimmung an. Aus mitgebrachten Boxen trällerten die Ärzte den Hit "Westerland." Einige machten es sich auch schon am Strand gemütlich oder warfen sich in die noch kühlen Fluten der Nordsee.

Punks auf Sylt

©REUTERS/FABIAN BIMMER

Die aktuellen Aufrufe, Sylt zu zerstören, Sylt zu entern, wecken bei manchen Erinnerungen an 1995, als Autonome dazu aufgerufen hatten, mit dem damals neuen 15-Mark-Wochenend-Ticket der Bahn dorthin zu fahren und „Chaos“ zu verbreiten. Mehrere Dutzend Randalierer wurden an einem Wochenende Ende März 1995 am Bahnhof Westerland festgenommen, die zuvor in zwei Zügen der Deutschen Bahn randaliert hatten.

Ruf nach Unterstützung

Man hoffe natürlich, dass es nicht zu Problemen kommt, „die leider angekündigt sind“, sagte ein Unternehmer der dpa. Auf etwaige Chaostage will die Insel dennoch vorbereitet sein. „Es hat einige Gespräche gegeben in verschiedenen Kreisen.“ Wenn es so weit kommen solle, sei es auch eine Sache des Landes und des Bundes. „Die müssen uns dann auch unterstützen.“

Dabei, so betonen Inselbewohner, hätten sie mit ihren Bedenken gegen 9-Euro-Ticket-Besitzer eigentlich nur darauf aufmerksam machen wollen, dass die Bahn durch die zusätzlichen Gäste an ihre Kapazitätsgrenze stoßen wird. Die Züge dürften noch voller werden als sonst. Denn wer nicht mit der Fähre von Dänemark anreisen will, muss mit der Bahn über den Hindenburgdamm. Eine Strecke, die in den vergangenen Jahren immer wieder wegen Unpünktlichkeit sowie ausfallender und überfüllter Züge in den Schlagzeilen war.

Und der Vorsitzende des Vereins "Sylter Unternehmer" meinte, dass das Hauptaugenmerk den rund 4.000 Pendlern gelte, die täglich mit dem Zug zur Arbeit auf die Insel kommen. „Unsere größte Sorge ist, dass unsere Mitarbeiter, die täglich pendeln (...) dann in noch engeren Zügen fahren müssen.“ Jetzt bereite sich die Insel erst einmal auf die Pfingsttage vor, traditionell ein gut besuchtes Wochenende auf der Insel. „Pfingsten ist auf jeden Fall der erste 9-Euro-Stresstest.“

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