Philipp Hochmair
ROMY

Philipp Hochmair: Das Finale der "Vorstadtweiber" wird "heftig"

Der so vielseitige und charismatische Bühnen- und Filmstar ist für eine ROMY nominiert.

20. Jänner 1942. In einer Villa am Großen Wannsee in Berlin kommen 15 hochrangige Vertreter des NS-Regimes zu einer Konferenz zusammen. Es wird gegessen, getrunken und die „Endlösung der Judenfrage“ eingeleitet. Gastgeber ist Reinhard Heydrich, ein ebenso skrupelloser wie kühl kalkulierender Nationalsozialist, der in akribischer Manier den Massenmord an Millionen von Juden vorbereitet. In dem Film „Die Wannseekonferenz“ verkörpert der Ausnahmeschauspieler Philipp Hochmair diesen Heydrich mit einer unfassbaren Intensität, die lange nachhallt. Der Lohn: Eine Nominierung als Bester Schauspieler für die ROMY.

Zum Voting

Alle Infos zu den Nominierten und das Voting gibt es auf ROMY.at

Doch hat Hochmair eigentlich gezögert, als er diese Rolle angeboten bekam? „Natürlich“, so der Künstler im KURIER-Gespräch. „Ich habe mich gefragt, wie kann ich so einen darstellen, wie kann ich mich in dessen Gedankenwelt einfühlen? In die Gedankenwelt eines Mannes, der eigentlich gar nichts fühlt. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich es gemacht habe.“

Große Resonanz

Hochmair weiter: „Der Film hat in Deutschland große Resonanz erfahren, weil wir da doch den Finger auf eine immer noch aktuelle Wunde der deutschen Geschichte legen. Ich habe aber sehr lange gebraucht, bis ich aus der Rolle des Heydrich wieder heraus gekommen bin, bis er mich gedanklich nicht mehr verfolgt hat. Das war ein langwieriger, schwerer Prozess.“

Ähnliches galt für die Dreharbeiten. „Wir haben ja zu Zeiten der diversen Lockdowns gedreht, wurden täglich getestet, pickten aber alle an einem Ort. Keiner konnte raus, keiner konnte rein. Darsteller und Crew waren also immer zusammen. Das hatte schon etwas sehr Klaustrophobisches. Vielleicht merkt man das dem Film sogar an.“

Viele Projekte

Inzwischen ist der ehemalige Burgschauspieler und nunmehr freischaffende Darsteller wieder mit neuen Projekten beschäftigt. Die Erfolgsserie „Blind ermittelt“ soll weitergehen, mit seiner Band Die Elektrohand Gottes stehen zusätzlich Vorstellungen des Kultstücks „Jedermann Reloaded“ oder der fabelhafte Balladenabend „Schiller Rave“ auf Hochmairs Terminkalender. Und seine großartige Fassung von Goethes „Werther!“ kehrt auch immer wieder auf die Bühnen zurück.

Stichwort Bühne: Auch in Wien ist Hochmair demnächst live zu erleben, hat er doch seinem fantastischen Sprechkonzert „Jedermann Reloaded“ eine Art musikalischen Spin-off verpasst. Gemeinsam mit dem österreichischen Avantgarde-Musiker Kurt Razelli steht Hochmair etwa am 13. und 27. März im Stadtsaal auf der Bühne. Titel des neuen Unterfangens: „Jedermann Razelli RMX“.

Philipp Hochmair
©Kurier / Juerg Christandl

Köstliche Gurken

Dazwischen aber gibt es für Hochmair Spreewaldgurken. „Ich drehe gerade einen ,Spreewaldkrimi’ an der Seite von Christian Redl als Kommissar Thorsten Krüger. Wir sind vor Ort in Berlin-Brandenburg. Der ,Spreewaldkrimi’ ist auch ein ziemlich düsteres Format, aber die köstlichen Spreewaldgurken sind hier absolut eine Spezialität.“

Wie ja auch Hochmair ein Spezialist für tiefgründige Charaktere ist, die er sich perfekt aneignet. Doch wie geht sich dieser Spagat zwischen Theaterbühne, Film, Fernsehen und eigenen Unternehmungen aus? Hochmair lachend: „Sehr gut. Ich brauche die Abwechslung“, so der auch aus der Serie „Vorstadtweiber“ bekannte Schauspieler. Hochmair: „Jetzt kommt ja bald das große Finale, und ich bin gespannt, wie es ausgeht.“ Als einer der Hauptdarsteller gespannt, wie es ausgeht? „Ja, ich habe das Ende selbst noch nicht gesehen. Ich weiß nur, dass es heftig wird. Aber diese Serie hat mit sehr viel Spaß bereitet, denn hier durfte ich einen fiktiven Bösewicht spielen und nicht ein Monster wie Heydrich.“

Schreckliche Bilder

Was Hochmair im Moment aber mehr beschäftigt, ist der Vernichtungskrieg in der Ukraine. „Das sind schreckliche Bilder, die da via TV und auch im Kopf immer wieder auftauchen. Dieser Krieg muss aufhören!“ Doch kann Theater, kann Film, kann Kunst generell etwas dagegen bewirken? „Wir können dagegen anspielen, ansingen und die Menschen für kurze Zeit auf andere Gedanken bringen. Dass all dies den vielen Opfern nichts nützt, steht aber auf einem anderen Blatt. Versuchen müssen wir es aber.“

Peter Jarolin

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