Vorstadtweiber-Finale, Klien-Rückkehr und "Sisi" im ORF 2022

Die letzte Staffel der "Vorstadtweiber", die Rückkehr Peter Kliens, ein erweitertes „Starmania" und ein halber Abschied von Programm-Direktorin Kathrin Zechner

Zu guter Letzt hat Kathrin Zechner als ORF-Programm-Direktorin nochmals das Heft in die Hand genommen. Bei der Online-Präsentation des Programms 2022 – corona-bedingt ohne große Bühne und nur vor Journalisten – führte die 58-Jährige – in Abwesenheit der Generaldirektoren, dafür umgeben von wesentlichen Hauptabteilungsleiterin - „ein vielseitiges, spannendes Bouquet“ vor. Das habe „die Flexibilität, Zug um Zug mit Neuerungen, die meine Nachfolgerin (Stefanie Groiss-Horowitz, Anm.) sicher anbieten wird, einzusteigen“, wie Zechner betonte.

Die bereits laufende TV-Saison, die durch das Ergebnis der ORF-Wahl und damit verbunden dem Wechsel an der Unternehmensspitze von Alexander Wrabetz auf Roland Weißmann eine Übergangsphase darstellt, ist geprägt von Sport- und Politik-Großereignissen, kulturellen Fixpunkten, von neuen co-produzierten Serien und gefragten Unterhaltungsformaten. Es gibt programmliche Comebacks, Abschiede und Spontan-Aktionen. Dazu zählt etwa die „Stöckl live“-Spezialausgabe zur Corona-Impfung, die am Montag fast eine Million Zuseher hatte und im Dezember fortgesetzt wird.

Zu den Schwerpunkten der Information zählen erwartungsgemäß die Bundespräsidentenwahl in Österreich sowie die Wahlen in Frankreich und Ungarn. Die werden zum Teil schon aus dem neuen multimedialen Newsroom auf dem Küniglberg berichtet werden. Ein neues „ZiB“-Studio  soll zudem im Herbst in Betrieb gehen. Geplant sind auch ein wöchentliches Klimamagazin für ORF1 sowie ein neues Europa-Journal in ORF2. Die Wissenschaft glänzt nicht nur mit „Mayrs Magazin“ sondern auch mit vielen Dokus, etwa „Arbeitermörder oder Märtyrer?“ über den von Nazis ermordeten Bundeskanzler Engelbert Dollfuß. „Universum“ entführt 2022 u. a. nach Tschechien, Slowenien und Katar.

Abschiede und Comebacks

Bei der eigen- und co-produzierten Fiction wird ein Hauptaugenmerk auf Geschichten von und über Frauen gelegt. Das Spektrum reicht von neuen Landkrimis und Stadtkomödien, die ab Dezember zu sehen sind, über „Sisi“ als Serie bis zur Neuerfindung von „Schnell ermittelt“ als Privat-Ermittlerin. Abschied nehmen heißt es von den „Vorstadtweibern“ (ab 10. Jänner) und von „Maria Theresia“. Die „SOKO Linz“ mit Katharina Stemberger startet mit 1. Februar in die erste Staffel. Ebenfalls neu sind die Blackout-Serie „Alles finster“ oder auch „Euer Ehren“ mit Tobias Moretti. An den 80. Jahrestag der Wannseekonferenz am 20. Jänner 1942 erinnert „Die Wannseekonferenz – Protokoll des Grauens“ (24. Jänner, ORF 2) mit Philipp Hochmair. Zum 65. Geburtstag von Hansi Hölzl erinnert der Eventthriller "Jeanny - Das 5. Mädchen". Die Traumfabrik steuert heuer Highlights wie Quentin Tarantinos „Once Upon a Time ... in Hollywood“ mit Leonardo DiCaprio, Brad Pitt und Margot Robbie zum ORF-Programm bei.

Bei den Shows setzt der ORF ab Anfang März erneut auf „Starmania“. Die musikalische Bandbreite wird, so Unterhaltungschef Alexander Hofer, über klassischen Pop hinaus erweitert, auch modernen Schlager wird möglich. Zudem wird die Jury zumindest teils neu besetzt. Die „Starnacht“ kommt zusätzlich aus Mörbisch. Armin Assinger begeht die 1000. „Millionenshow“ und sucht wieder „9 Plätze – 9 Schätze“. Weiter geht's mit den „Liebesg“schichten“ und „Willkommen Österreich“. Ein Comeback gibt „Gute Nacht Österreich“ mit Peter Klien als „Polit-Wochenrückblick“. ORF1 forciert zudem weiter die Kabarett-Schiene.

Die Neuerfindung einer Serie: "Schnell ermittelt" nun als Privatdetektivin

©ORF/Petro Domenigg

Großereignisse

Mehr als 70 Sportarten gibt es in den ORF-Sendern zu sehen. Die Sport-Höhepunkte sind die Olympischen Winterspiele in Peking sowie die darauf folgenden Paralympics, die Herren-Fußball-WM in Katar, die Frauen-EM in England sowie die Handball-EM. Das Ziel der „Geschlechtergerechtigkeit“ wird, so TV-Sport-Chef Hans Peter Trost, wird weiter forciert verfolgt. Bereits Anfang 2022 wird das Biopic „Klammer – Chasing the Line", das erst kurz vor dem Logdown in den Kinos gestartet war, zu sehen sein. Die „dokFilm“-Produktion „Klammer gegen Russi“ (6. Februar) erinert an das Gigantenduell von Franz Klammer und Bernhard Russi bei der Olympiaabfahrt 1976 Innsbruck

Das Jahr eröffnet wie immer das Highlight der Kultur: das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Ebenfalls im Jänner steht noch die „Tosca“ aus dem Theater an der Wien auf dem ORF 2-Spielplan. Geplant ist eine Produktion aus der Wiener Staatsoper. Fix sind die Eröffnung der Wiener Festwochen (13. Mai), das Sommernachtskonzert, „Madame Butterfly“ aus Bregenz und Höhepunkte der Salzburger Festspiele. Geplant ist zudem „The King And I“ aus Mörbisch.

Von Corona im Kino gestoppt, Anfang 2022 im ORF: das Biopic „Klammer – Chasing the Line"

©ORF

Zechners Zukunft

Kern sei weiterhin das lineare Angebot, unterstrich Zechner bei der Pressekonferenz, das werde aber immer intensiver von digitalen Angeboten begleitet werde. Der geplante ORF-Player solle - sobald er nach Anpassung des ORF-Gesetzes vollumfänglich in Betrieb gehen darf - jedoch nichts aus dem linearen Programm „wegnehmen“, sondern ergänzen und ausweiten. Vieles dort hängt, mangels Medienpolitik, „in der Wartschleife"-

Auch wenn Zechner in ihrer Funktion als Programm-Direktorin ausscheiden wird, war es das noch nicht das Ende in Sachen ORF. "Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass zehn Jahre eine gute Zeit sind, in der man mit aller Energie und Kreativität arbeiten kann. Und dann braucht es neue Energie und insofern ist es gut so, dass ich eine Nachfolgerin der nächsten Generation einführen darf und kann." Und Zechner bestätigte, „dass meine Ideen und Kreativität gefragt sind. In welcher Form – lassen sie sich überraschen.“

 

Präsentierten die Programm-Highlights ohne große Bühne: ORF2-Channelmanager Alexander Hofer, Fernsehfilmchefin Katharina Schenk, ORF-Programm-Direktorin Mag. Kathrin Zechner, Sportchef Hans-Peter Trost

©ORF/Roman Zach-Kiesling
Christoph Silber

Über Christoph Silber

Schreibt über Medien-Wirtschaft und -Politik, Werbung und Fernsehen und das seit 1997 beim Kurier.

Kommentare