Österreichs vergessene Romantik: Von Amurschaft bis pflanzeln

Ein neues Buch listet veraltete Dialektwörter aus Österreich auf – darin versteckt sich viel Liebe.

Französisch ist die Sprache der Liebe, auch bei Spanisch und Italienisch schmelzen verliebte Herzen dahin. Das Deutsche aber, das wird immer als zu hart verunglimpft. (Oida!). Dabei kann es doch reine Poesie sein. Noch mehr, wenn es eigentlich Österreichisch ist.

Über die Jahre sind allerdings einige Ausdrücke in Vergessenheit geraten. Wie zahlreich diese sind, das zeigt das neue Buch „Vergessene Wörter“ von Mundartdichter Peter Ahorner. In dem Nachschlagewerk für Liebhaber von Dialekt finden sich nicht nur romantische Wörter – zu entdecken gibt es hauptsächlich Derbes, Kulinarisches und viel mit Fäkalien.

Ein buntes Potpourri der heimischen Kultur eben.

Vergessene Wörter. Österreich von Peter Ahorner
 

©Ueberreuter

Vergessene Wörter. Österreich

von Peter Ahorner

erschienen im Carl Ueberreuter Verlag 

erhältlich u.a. bei Amazon.de

Doch zurück zur Romantik. Wer ein Liebesverhältnis pflegt, hat eine Amurschaft. Und ja, dieser Ausdruck ist aus dem hochgelobten Französischen entlehnt. (Es hat ja auch niemand behauptet, dass man in der Poesie immer das Rad neu erfinden muss.) Mach keine Fisimatenten! war früher eine elterliche Warnung. Abgeleitet von der Aufforderung „Visitez ma tente“ (Besuchen Sie mein Zelt.), mit dem französische Soldaten versuchten, Mädchen zu erobern.

Einfach eineraunzn

Wer aufbauend auf die Liebelei heiratet, hat danach Kaswochen. Flitterwochen wurden so genannt, weil, wie Ahorner schreibt, die jungen Eheleute vom vielen Lieben bleich wie Käse aussehen. Wer sich dabei liebkost, kann das entweder als karessieren oder als aschmudln bezeichnen. Ein schüchterner Junggeselle wird als Schneckencasanova bezeichnet. Seine Zurückhaltung täte auch einer Saubuttn gut. Das ist eine Person, die zwanghaft unanständige Witze erzählt.

Wer ein Rendez-vous hat, pflanzelt sich im Vorhinein, was so viel heißt wie aufputzen. Wenn man am anschließenden Date selber gemeinsam eine Schnulze hört, lauscht man einem Ohrwaschlsulz. Einer Dame den Hof macht, der sempert. Wer sempern nur als Ausdruck für jammern kennt, hat damit nicht unrecht: Es ist schließlich gemeint, dass man so lange bei der Frau eineraunzt bis sie einen erhört.

Das klingt alles so gar nicht romantisch? Der hiesige Charme ist eben bodenständig.

Agnes Preusser

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