Neues Album von HVOB: Zwischen den Extremen
Das international gefeierte Wiener Duo HVOB legt mit "Too" ein neues Album vor, auf dem Selbstzweifel mit düsteren Elektro-Beats und sphärischen Sounds verarbeitet werden.
Was wird wann wo ausgeleuchtet? Mit dieser Frage setzen sich Anna Müller und Paul Wallner gerade intensiv auseinander. Das Duo, das als HVOB (Her Voice Over Boys) seit Jahren große Erfolge feiert, programmiert nämlich gerade diverse Scheinwerferabfolgen und feilt am Bühnenlicht, welches sie die kommenden Monate bei ihren Auftritten begleiten wird. Nichts wird dabei dem Zufall überlassen, alles wird bis ins kleinste Detail geklärt.
Kontrolle ist bei den beiden Wienern immer schon ein großes Thema gewesen: „Wir geben wirklich ungern etwas aus der Hand. Wir möchten, dass alle Entscheidungen über unseren Tisch gehen. Deshalb verbringen wir vor der Tour auch Wochen damit, das Licht für die Liveshows zu entwickeln. Während andere dafür jemanden beauftragen, haben wir uns mit unserem Lichttechniker intensiv mit der Materie Licht auseinandergesetzt. Licht und Visuals – für uns beides wichtige Tools, um unsere Musik zu transportieren“, sagt Paul Wallner im Gespräch mit dem KURIER.
Anna geht dann in die Tiefe und erklärt im Gespräch die Dramaturgie der Lichtgestaltung, die zuerst mit einem speziellen 3D-Programm digital konstruiert wird. „Danach geht es in eine Halle, die wir für die Proben extra anmieten. Dort arbeiten wir dann an der Umsetzung, der Feinabstimmung.“ Damit sich das Duo selbst einen Überblick über das Bühnenbild verschaffen kann, werden Paul und Anna sowie der live wieder am Schlagzeug agierende Alexander Schuster durch Schaufensterpuppen ersetzt.
„Wir stehen dann im Publikumsbereich und sehen sich das alles an; merken dadurch, wo es vielleicht noch zu hell oder zu dunkel ist, wie Licht und Schatten fallen. „Das ist für uns immer sehr spannend und auch der einzige Moment, in dem wir die Show selber sehen können“, sagt Anna.
Etappen
Bis zum Auftakt der neuen Tour in München bleibt nicht mehr lange Zeit. Am 21. April gastieren HVOB in der Muffathalle. Mit dabei haben sie auch neues Material: Ihr neues Studioalbum mit dem Titel „Too“ ist seit vergangenen Freitag in voller Länge auf CD und Vinyl erhältlich. Bei der Veröffentlichung wählte man diesmal eine andere Strategie: Die acht neuen Nummern wurden in den vergangenen Monaten nach und nach herausgegeben. „Den Plan, dass wir das nicht alles auf einmal, sondern häppchenweise veröffentlichen, haben wir nicht aus marketingtechnischen Überlegungen gemacht. Wir haben uns einfach nach unseren eigenen Hörgewohnheiten orientiert. Ich nehme mir zum Beispiel nur noch selten Zeit, sich ein neues Album in einem Guss von Anfang bis zum Ende anzuhören. Meistens mache ich das in Etappen. Und so haben wir die Songs nun auch etappenweise veröffentlicht. Mit dem Ziel, dass man sie sich bewusster darauf einlassen, das besser auf einen wirken lassen kann“, sagt Paul.
Dazwischen
Seit knapp zehn Jahren arbeiteten sich HVOB an elektronischen Klangerzeugern ab, generieren so ihre ganz persönliche Version von einer Musik, die im Club, also auf der Tanzfläche ebenso funktioniert wie im Alltag. Ansprechen wollte man damit stets ein Weltpublikum, was den beiden auch bereits mit dem Debüt (2013) geglückt ist. Seither füllen sie in aller Herren Ländern Hallen. Am Erfolgskonzept wurde auf „Too“ nicht allzu viel verändert. Die eine oder andere inhaltliche wie musikalische Weiterentwicklung ist aber hörbar. Soundmäßig wurden zum Beispiel die beiden „HVOB-Extreme“, wie es Anna nennt, „auf die Spitze getrieben“. Den Versuch, die härteren Sounds noch härter zu machen, damit die ruhigeren Stellen noch ruhiger, noch weicher daherkommen, kann man als geglückt bezeichnen.
Österreich-Termine
30. April – Linz (Posthof)
21. Mai – Graz (Orpheum)
18. Juni – Wien (Arena)
Kommentare